Samstag, 17. Mai 2014

Auf der Suche nach dem Wort.

Ich blättere durch den Duden und durch Lexika, auf der Suche nach den Worten. Und ich finde sie alle. Ich finde die Gefühle und Empfindungen, alphabetisch sortiert von A wie Angst bis Z wie Zufriedenheit. Ich finde Sätze und Satzstrukturen. Aber ich kann nichts damit anfangen, ich kann nicht zusammensetzen, was zusammengehört. Ich kann keine Worte finden für das, was in mir ist. Ich begebe mich zu allen Orten und warte dort, wo ich früher inspiriert wurde. Wo mir früher die Worte zugeflogen sind. Wo sie in mich eingedrungen sind und jedes schwarze Loch mit Buchstaben aufgefüllt haben.

Ich stehe im Regen. Und finde keine Worte dafür. Außer die, dass ich im Regen stehe. Ich fühle auch irgendwas, irgendwie ist es nass und irgendwie kleben meine Klamotten an meiner Haut, irgendwie füllen sich meine Chucks mit Wasser und irgendwie wird mir auch ein kleines bisschen kalt. Aber was sonst so in mir abgeht, was das in mir auslöst, das weiß ich nicht. Ich kann's nicht in Worte fassen. Da ist was in mir. Oder auch nicht.

Ich liege im Bett und warte auf den Schlaf. Und irgendwie kommt er nicht und irgendwie liege ich immer weiter nur so rum und irgendwie gucke ich immer wieder auf die Uhr und merke immer wieder, wie der Morgen näherkommt. Und ich weiß nicht, warum der Schlaf nicht kommen will. Wo er sich wohl gerade rumtreibt; zumindest nicht in meinem Zimmer. Aber was stattdessen in meinem Kopf abgeht, das weiß ich nicht. Das kann ich mit Worten nicht fassen. Vielleicht ist da auch nichts. Schwarz wie das Zimmer um mich herum.

Ich stehe am Flughafen und beobachte Abschiedsschmerz und Wiedersehensfreude. Ich schaue mir Menschen mit Blumen an und mit Plakaten und mit Tränen in den Augen und mit riesigen Taschen. Ich stehe abseits, ich warte auf niemanden, ich werde von niemandem erwartet. Ich bin nur stummer Zeuge der Bewegung um mich herum. Überall werden Gefühle zur Schau gestellt, aber in mir ist ein leerer Fleck auf der Gefühls-Landkarte. In mir bleibt alles stumm.

Ich sitze vor einem leeren Blatt Papier. Ich schreibe ein Wort. Ich streiche ein Wort. Ich schreibe zwei Wörter. Ich streiche zwei.
Alles klingt falsch. Alles ist schon da gewesen. In der großen weiten Welt der Worte. Ich kann nur noch kopieren und zitieren.


"Wo bleiben die guten Tage?
Ich will mich nicht beklagen.

Mein Leben ist fast, fast immer leicht
Es ist fast schon unbeschreiblich
Es läuft fast, wie es laufen soll."

[Emma6]