Montag, 29. Juli 2013

Ein Zeugnis.

Ein Blatt voll mit Zahlen. Das zeigt, wer ich bin.
Ein formloser Zettel. Der zeigt, wie viel wert ich bin.

Bloß ein Stück Papier. So schutzlos und nichtig.
Draußen im Regen würde es sich auflösen. Die schwarzen Zahlen würden verschwimmen, wären unlesbar, wären nutzlos. Das weiße Blatt würde untergehen. Es wäre zerstört.
Im Kamin würde sich das weiß in schwarze Asche verwandeln. Das Papier würde brennen, lichterloh. Um dann zu zerfallen, zu nichts als Staub.
Ich könnte es zerreißen, in tausend Stücke teilen. Mit purer Gewalt. Die Fetzen würde ich in den Wind halten, in der Welt verteilen. So klein, nichts wäre mehr lesbar.

Mein armes Zeugnis, es kann sich nicht schützen. Ganz klein und wehrlos, machtlos und schwach. Es ist dem Leben ausgeliefert.
Und doch kann es meins bestimmen.

Freitag, 12. Juli 2013

Gemeinsam, am Lagerfeuer.

Wir sitzen am Feuer und genießen die warme Luft, die aufsteigt. Sitzend und redend. Gemeinsam. Wir lachen und unterhalten uns, trinken und essen. Das Feuer verscheucht die Kälte der aufkommenden Nacht. Es spendet Licht, als die Sonne hinter den Häusern verschwunden ist. Es hält uns zusammen. In Gemeinsamkeit.
Ich blicke in die Flammen. Wie sie sich durch das Holz fressen und das Papier einäschern. Alles fällt der lodernden Glut zum Opfer. Nichts bleibt mehr, während wir gemütlich Gemeinsamkeit genießen. Nichts bleibt mehr, während unsere Leben vollkommen werden.
Wenn die Feuerbrunst aus ihrem Korb springen würde, sich vergrößern, Brennstoff in unserem Besitz finden - wir wären verloren. Ein Todbringer, den wir hier züchten. Ein Todbringer als Teil der Gemeinsamkeit.
Wir könnten nicht überleben, sind die Schwächeren im direkten Vergleich. Die warmen Flammen halten uns am Leben und vernichten uns. Wenn sie unsere Körper fassen.

Als das Feuer erlischt, wird es kalt und dunkel. Wir lösen unsere Runde auf und erheben uns - gemeinsam. Legen uns in unsere warmen Betten - jeder allein.

Montag, 8. Juli 2013

Guten Morgen.

Die Stadt schläft, während die Welt erwacht.
Vögel sind fleißig am Singen, Helligkeit strömt durch die Straßen. Ein Orchester voller zwitschernder Stimmen begrüßt den Morgen. Aus allen Richtungen tönt das Piepsen und Zwitschern; manchmal ein leises Rascheln der Blätter im Wind.
Und sonst ist es still. In den Einkaufsstraßen und in den Wohngebieten, im Zentrum und außerhalb.
Doch es wirkt nicht ausgestorben; es wirkt friedlich.
Es wirkt nicht leer, sondern erfüllend.
Ich atme tief ein. Die Luft des Morgens - unverbraucht und frisch. Noch kalt von der lauen Nacht und doch angenehm. Es duftet nach Blumen, nach Sommer und nach Neubeginn.
Es fühlt sich an wie Leben. Unbegrenzt.

Samstag, 6. Juli 2013

Warum Vögel singen.

Der Himmel ist blau. Durchsetzt von einzelnen Wolken, die aussehen wie Kissen. Strahlend grinst die Sonne von oben herab. Alles ist erleuchtet.
Ich sehe, wie die Erde sich krümmt. Wie kugelig sie wirklich ist.
Sehe Felder, kleine Häuser, Flüsse, Straßen und das Meer. Und noch mehr.
Ich weiß, wie das Leben läuft. Wo das Leben lebt. Aber ich höre nichts. Es ist still wie es nur still sein kann. Es ist einsam wie es nur einsam sein kann. Frei wie nie.

Frei, drei Kilometer von allem entfernt.
Frei, zwischen Himmel und Erde - im Nirgendwo.
Frei, alles zu tun und alles zu sein.

Ja, ich lebe!
Hier oben im unendlich weiten Blau, wo alles so klein und nichtig wirkt. Wo ich so klein und nichtig bin. Wo nur Vögel mir begegnen. Ich lächle ihnen zu, lasse den Blick kilometerweit schweifen. Endlos. Grenzenlos lebe ich.

Nach ein paar Minuten spüre ich wieder Boden unter meinen Füßen. Das feuchte Gras. Die weiche Erde. Und die Geräusche des Alltags prasseln ungebremst auf mich ein. Das entfernte Rauschen der Autobahn, das Kreischen der Möwen, die Stimmen der Menschen, die auf mich zukommen und mir die Hand schütteln.
Gut gemacht. Ja, ich lebe noch!