Dienstag, 27. November 2012

Es lauert im Dunkeln.

Die Uhr zeigt immer spätere Zeiten an, die Zahlen der im Chat Anwesenden werden immer kleiner, meine Augen immer schwerer.
Ich sitze auf meinem Bett, aber schalte das Licht nicht aus.
Ich könnte sofort einschlafen, aber ich schließe die Augen nicht.

Weil ich Angst davor habe, unter das Bett zu schauen, in Erwartung, dort ein Monster anzutreffen.
Angst davor, den Vorhang zu bewegen, hinter dem ich Messerstecher vermute.
Angst vor den Geistern in meinem Schrank.

Nur dass die Fantasiegeschöpfe meiner Kindheit nicht mehr existieren:

Das Monster unter meinem Bett besteht aus Gedanken, die sich mir aufdrängen, wenn ich die Augen schließe.
Nicht den Schmerz des Messers, das hinter meinem Vorhang herschnellt, fürchte ich, sondern den Schmerz in mir, der im Dunkeln nur noch deutlicher wird.
Geister wurden zum Sinnbild meiner Befürchtungen; sie dringen in meinen Geist ein und erinnern mich immer wieder daran, was ich zu verlieren habe, was ich erreichen muss.

Und so vertreibe ich die Dunkelheit mit offenen Augen und hellem Licht. Die Angst vorm nächsten Tag immer spürbar; das Wissen um die Müdigkeit am Morgen und den Kampf, aufzustehen, zu funktionieren und zu leben.

Mit jeder Minute, die ich wach das Einschlafen fürchte, steigt die Wahrscheinlichkeit liegenzubleiben. Und den Schlaf im Hellen nachzuholen, der mir im Dunkeln verwährt bleibt.

Montag, 26. November 2012

Für wirklich immer.

Für immer bist du gefangen.
Für immer denkst du daran.
Für immer erinnerst du dich.

Was du einmal probiert hast, ist immer da.
Wenn du einmal die Erleichterung gespürt hast,
weißt du ständig, wie du sie wiedererlangen kannst.

Ewig gibt es die Option.
Ewig die Möglichkeit, von vorne zu beginnen.
Ewig bleibt die Idee.

Immer wieder musst du kämpfen.
Und nicht immer wirst du gewinnen.
Verlieren gehört dazu.

Und wenn du denkst, du hast es geschafft,
fällst du doch wieder.
Härter, tiefer, mit jedem Mal enttäuschender.

Für immer bleiben die Narben.
Und für immer werden Messer etwas Besonderes sein.
Für wirklich immer.


Auch wenn du es jahrelang unterdrückt hast.
Auch wenn du jahrelang nicht mehr daran gedacht hast.
Auch wenn die Narben verblasst sind.

Du wirst fallen.

Sonntag, 25. November 2012

Ende der Sprache.

Ich rede und rede und rede. Benutze verschiedene Worte, neue Satzstrukturen, diverse Ansätze, immer mit derselben Botschaft.
Ich teile dir etwas mit. Und du glaubst mir nicht.
Egal, was ich sage, es kommt nicht bei dir an. Du hältst es für eine Lüge. Oder nimmst es nicht ernst.
Lässt die Worte einfach so stehen, die ich mir genau überlegt habe. Nimmst sie nicht in dir auf, denkst nicht über sie nach. Sie bleiben einfach so - ausgesprochen, aber nicht zielführend.

Was soll ich denn noch tun, wenn die Worte nicht mehr reichen?
Was soll ich tun, wenn alle Möglichkeiten der Sprache erschöpft sind?
Wenn ich festhänge, in Phrasen und feststehenden Wortgefügen?

Was für ein Wort soll ich benutzen, wenn "danke" nicht mehr ausreicht, weil es nach jeder Kleinigkeit gesagt wird?
"Wie geht's dir?" erwartet doch eh keine Antwort, aber was soll ich fragen, wenn ich es wirklich wissen will? Wie kann ich meinen Satz von dem Allgemeinen unterscheiden, wenn ich doch in denselben Worten gefangen bin?
"Ich liebe dich" sagt nicht aus, was ich fühle, weil doch im Internet plötzlich jeder jedem "ild" schreibt.
Und mein "mir geht es schlecht" geht unter zwischen Bauchschmerzen, Liebeskummer nach einer Woche Beziehung und Beste-Freundin-Zickereien.

Mit Gesten und mit Mimik versuche ich meine Absichten deutlich zu machen, mich von den Phrasen abzuheben. Aber klappt das immer? Sind solche Sätze nicht schon so eingebrannt, dass danach ganz automatisch geantwortet wird?

Ich will etwas Besonderes sagen. Ich will etwas Besonderes sein. Ich will, dass du ganz besonders darüber nachdenkst und nicht in automatisierter Routine reagierst.
Aber es scheint so ausweglos.

Du nimmst auch weiterhin nicht ernst, was ich sage. Und das frustriert.
Warum sollte ich aussprechen, was ich nicht so meine? Warum sollte ich mich mit inhaltslosen Antworten abgeben, wenn ich mir die Mühe mache und in Worte fasse, was ich denke?

Wir unterhalten uns. Wir kommunizieren. Mit Worten, mit Sätzen. Mit Sprache.
Wir nutzen sie täglich. Und wir nutzen sie ab. Wandeln sie um, wandeln sie ab.
Und plötzlich merken wir: Was ich sage, sagt gar nichts mehr aus.
Das, was ich sagen will, dafür gibt es kein Wort, keinen Satzbau; nicht umzusetzen in die allgemeine Form, weil es dafür zu persönlich ist.

Samstag, 24. November 2012

Applaus der Welt.

"Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus."

[Enno Bunger]


Die Tropfen prasseln auf die Erde und veranstalten ihr ganz eigenes Konzert.
Als Paukenschläge treffen sie auf den harten Boden.
Sie streichen durch die Blätter der Bäume wie Geigen, Celli und Kontrabässe.
Platschen in Pfützen und Wasserlachen, als wären sie einzelne Töne der Glockenspiele.
Im Zusammenklang hört man ein gesamtes Orchester, das vor dem Publikum der Welt spielt. Die wenigsten hören zu und genießen das Konzert vor ihrer Nase; in die Häuser zurückgezogen, wird der Fernseher lauter gestellt, um das Prasseln des Regens zu übertönen. Die Stimmen von Supertalenten, Superstars und Dieter Bohlens sollen weiterhin im Vordergrund stehen.

Nach dem letzten Schlussakkord folgt der Applaus.
Der Applaus des Regens, der sich selbst beklatscht.
Und auch den wenigen Menschen dankt, die zugehört haben.

Die Welt applaudiert all denjenigen, die den Applaus erkennen.

Mittwoch, 21. November 2012

November.

Es riecht nach Mandarinen und nach Tee in unserem Klassenraum. Die Heizung ist auf die höchste Stufe gestellt. Wir sitzen an unseren Tischen; unterhalten uns, arbeiten, hören leise Musik. Manche bringen sich mehr ins Gespräch ein, andere weniger. Trotzdem ist jeder dabei.

Nach der Schule begeben wir uns alle auf unseren ganz eigenen Weg nach Hause. Auf dem Fahrrad, im Bus, mit dem Auto.
Es dämmert schon, die Stadt wird durch Lichter erhellt. Sie rauschen an uns vorbei; an jedem für sich: Die Scheinwerfer der Autos auf der Hauptstraße, die Laternen am Wegesrand oder hell erleuchtete Fensterscheiben, hinter denen Menschen sitzen wie wir. Vielleicht mit dem Geruch von Zimt und Plätzchen in der Nase, vielleicht lachend mit anderen, vielleicht einsam beim Tee.

In der Einkaufsstraße weisen Sterne und Tannenzweige den Weg; die Weihnachtsbeleuchtung strahlt über den Gehwegen. Der Bratwurststand bietet ab heute auch Glühwein an und der Duft breitet sich über die Menschenmassen aus. Viele verlangsamen ihre Schritte und genießen den Moment.
Die Supermärkte verkaufen Weihnachtsmänner aus Schokolade und zum Dekorieren, Adventskalender, Lichterketten und warme Decken. Spielzeug "ideal zum Verschenken" und Karten zum Verschicken; "Frohes Fest" und "Merry Christmas".

Menschen hüllen sich in Winterjacken, Mützen und Schals. Der Atem wird zu sichtbarem Dampf. Beim Hineinkommen sind Wangen und Hände rot; überall hört man freudiges Aufatmen beim Betreten der warmen Häuser und Geschäfte.
Die Fahrradständer in der Stadt werden leerer, Busse und Bahnen voller.

Es ist November, trist und grau. Doch überall brennt Licht, viele Menschen lächeln und freuen sich aus ihren ganz eigenen Gründen.
Bald kommt der Winter, vielleicht der erste Schnee. Die Adventszeit hat schon fast begonnen, Weihnachten steht vor der Tür.
Und Silvester. Für all diejenigen, denen die Ruhe des Winters zu viel wird oder die sich auf den Neubeginn eines weiteren Jahres freuen.

Montag, 19. November 2012

Und zuerst die Angst.

Ich spüre die Nervosität im Bauch kribbeln. Das Gefühl breitet sich über den ganzen Körper aus, lässt mich nicht los.
Sie kriecht in meine Beine, erschwert mir das Laufen. In meine Hände und verhindert, sie stillzuhalten.
Schließlich beherrscht sie auch meinen Kopf. Mein Denken. Die Steuerzentrale des Menschen.
Meine Gefühle werden alle in dieselbe Richtung gelenkt: Angst.
Meine Gedanken lassen sich nicht mehr kontrollieren. Aus positivem Optimismus wird konsequent: "Du wirst versagen. Definitiv."
Mein Herz schlägt schneller. So als würde es versuchen, das Negative weit weg zu pumpen. Raus aus dem Körper. Nur weg damit!
Doch es klappt nicht.
Nichts findet einen Ausweg aus dem geschlossenen Blutkreislauf. Keine Angst und kein Gedanke. Alles bleibt und verbreitet sich durch das häufigere Schlagen auch viel schneller in mir.
Bis die Nervosität überall ist. Und mich fest im Griff hat. Sie ist in mir und hält mich trotzdem fest.
Ich bin machtlos gegen ihr eisernes Drängen.

Und dann kommt der Moment, vor dem ich so viel Angst hatte. Weswegen mein Körper aufgeben wollte. Von dem mein Verstand sicher war, dass ich vollends versagen würde.
Und ich merke: "Ich kann das doch alles, ich bin gut!"
Es klappt, wie es klappen sollte.
Mein Körper fängt an, sich zu entspannen. Fängt an, die Nervosität zu verdrängen.

Ich realisiere, wie ich lächle.
Über das Gefühl, weil es so falsch lag.
Über mich, weil ich es so locker besiegt habe.
Und ein bisschen auch, weil ich stolz bin auf null Fehlerpunkte in der Theorie-Prüfung!

Freitag, 16. November 2012

Lightning McQueen.

Mein kleiner Bruder sitzt auf dem Boden und zieht DVDs aus dem Regal. Er legt sie ordentlich aneinandergereiht auf den Boden. Konzentriert ist er bei der Sache.
Ich frage ihn: "Was baust du denn da?"
"Eine Rennstrecke", antwortet er. "Für Lightning. Lightning McQueen."
Und er zeigt auf ein rotes Lego-Auto, was noch neben der DVD-Rennbahn steht und auf seinen Einsatz wartet.

Mit welcher Leidenschaft er daran arbeitet!
Mit welcher Fürsorge er etwas für einen Gegenstand erstellt!
Mit welcher Überzeugung er auf meine Frage eingegangen ist. Und wie selbstverständlich die Antwort für ihn doch war.

Es ist doch klar, dass er für Lightning Rennstrecken baut. Weil Lightning es verdient hat. Weil Lightning Rennstrecken zum Fahren braucht!
All das klingt im Tonfall seiner Antwort mit.

Und er sitzt weiter auf dem Boden, die DVD-Sammlung vor ihm verteilt. Und niemand stört sich daran, dass die Filme eigentlich ins Regal gehören und dass andere von Unordnung sprechen würden.
Denn es ist ja eine Rennstrecke. Für Lightning.



Lightning McQueen: I'm a very famous race car!
Luigi: You are a famous race car? A real race car?
Lightning McQueen: Yes, I'm a real race car, what do you think? Look at me.
Luigi: I have followed racing my entire life, my whole life!
Lightning McQueen: Then you know who I am. I am Lightning McQueen.
Luigi: I must scream it to the world, my excitement from the top of someplace very high. Do you know many Ferraris?

[Cars]

Donnerstag, 15. November 2012

Du hast es gut.

"Du hast es aber gut!", sagte der ältere Mann in der Bahn zum Jungen neben ihm. "Du gehst noch zur Schule;  solltest die Zeit genießen, in der du unbeschwert keine Entscheidungen treffen musst."
"Ja", entgegnete dieser leise. Während er angestrengt versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die beim Gedanken an die Schule in ihm aufkamen. Und er dachte an die blauen Flecke auf seinem Körper, die er so emsig versteckte, und die Jungs aus seiner Klasse, die ihn heute in der Umkleidekabine eingeschlossen hatten. An Lehrer, die ihn für die Vergehen der anderen bestraften, und an seine Eltern, die ihn nach schlechten Noten ins Zimmer sperrten.
Als er die Tränen auf seiner Wange spürte, drehte er den Kopf zum Fenster und wünschte sich, erwachsen zu sein.

"Du hast es aber gut!", sagte das junge Mädchen zu ihrer Mutter. "Musst nicht um acht im Bett sein und niemals Hausaufgaben machen."
"Das stimmt", antwortete sie mit zaghaftem Lächeln. Während sie daran dachte, dass ihr Mann abends wohl wieder betrunken nach Hause kommen würde, sie schlagen und sie seinen Gestank und sein Gebrüll ertragen musste. Und sie erinnerte sich an den Brief vom Gericht auf ihrem Schreibtisch, der sie aufforderte, die offenen Rechnungen zu zahlen. An ihre Mutter, die das Krankenhaus wahrscheinlich nie mehr verlassen würde, obwohl doch noch so viele Fragen offen und so viele Worte unausgesprochen waren.
Als sie Tränen in ihren Augen spürte, wendete sie sich den Kochtöpfen vor ihr zu und wünschte sich, wieder ein kleines Mädchen zu sein.

"Du hast es aber gut!", sagte die Jugendliche zu ihrer Klassenkameradin. "Du siehst gut aus, alle Jungs stehen auf dich und in der Schule bist du auch noch toll."
Die Angesprochene nickte schweigend. Doch in Gedanken konnte sie dieser Aussage nicht zustimmen, weil sie an ihren Freund denken musste; daran, wie er sie aufs Bett gedrückt hatte, wie er gesagt hatte, sie wäre auch nicht geiler als andere und wie er meinte, sie wolle das doch auch; niemand würde ihr glauben, niemand würde ihr zuhören. Und daran, wie sie abends im Bett lag, die Packung Schlaftabletten neben ihr und sie die kleinen Pillen nur nicht nahm, weil sonst niemand mehr ihr Kaninchen füttern würde.
Mit Tränen im Gesicht verließ sie das Klassenzimmer, schloss sich auf der Toilette ein und wünschte sich, ganz normal zu sein.

"Du hast es aber gut!", sagte der Jugendliche zu einem seiner Mitspieler aus dem Fußballverein. "Deine Eltern sind nicht so streng, lassen dich abends lange ausgehen und sind nicht sauer, wenn du eine schlechte Note hast."
"Ja, vielleicht", antwortete er, ohne aufzuschauen. Er dachte an die unendlich blauen Augen seines Gegenübers und daran, dass diese Schwärmerei niemals echte Liebe werden würde. An die intoleranten Sprüche seiner Freunde und Familie über "schwule Säue" und daran, dass niemand von diesen jemals verstehen könnte, wie sehr er sich davon angesprochen fühlte. An den Wunsch seiner Eltern nach Enkelkindern und an seine Zukunft als Ehemann einer Frau.
Die Tränen blieben ihm im Hals stecken und voller Wut trat er gegen den Ball, der in sauberem Bogen ins Toreck flog.
"Ja, ich hab es gut!", schrie er in Richtung des dunklen Himmels. "Aber du auch, verdammt!"

Mittwoch, 14. November 2012

Und nach all den Jahren.

Jahrelang leben wir aneinander vorbei und wissen nicht, wie wir miteinander umgehen sollen.

Wir beginnen zaghaft, uns wieder zu grüßen. Verleugnen nicht mehr, dass wir uns kennen. Dass wir uns beide auch über die zurückliegenden Zeiten bewusst sind.
Trotzdem steht noch einiges zwischen uns.
Unausgesprochene Worte. Ungelöste Probleme. Und unerklärte Entscheidungen.
Schuldgefühle auf beiden Seiten und die Unsicherheit, ob der Wunsch nach Kontakt überhaupt auf Gegenseitigkeit beruht.

Bis jemand allen Mut zusammennimmt, die Initiative ergreift. Sich Schuld eingesteht und den Wunsch äußert, doch etwas zu ändern.
Und plötzlich fällt auf: Die Jahre, die wir damit verbracht haben, nebeneinanderher zu leben, haben wir gleichermaßen damit verbracht, etwas zu vermissen.

War es deshalb verschwendete Zeit, weil wir schon früher hätten aufeinander zukommen können? Weil wir, in Gedanken vertieft, die Chance nicht ergreifen konnten?
Nein! Wir beide haben uns unabhängig voneinander weiterentwickelt; haben neue Ansichten gewonnen, neue Freunde kennengelernt und ganz anderes erlebt.
All das können wir jetzt einbringen, wenn wir uns zaghaft weiter annähern. Wenn wir Worte austauschen und merken: Die Person, die früher so vertraut war, ist noch dieselbe. Sie hat sich nur weiterentwickelt. Genau wie ich.

Und aus scheuen Anfängen gewinnen wir plötzlich Sicherheit und kein Jahr steht mehr zwischen uns.

Dienstag, 13. November 2012

Wie Romeo und Julia, Tarzan und Jane.

Deine Haare in meinem Gesicht. Deine Hände auf meiner Haut. Dein Mund auf meinen Lippen.
Unsere Finger halten einander. Unsere Blicken begegnen sich. Unser Lächeln ist dasselbe.

Es könnte so schön sein. Es könnte so viel geben und so viel entstehen lassen.

Aber es geht nicht und es darf nicht gehen.
So viel steht zwischen uns.

Wie kann sich ein Mensch erlauben, die Gefühle anderer Leute zu beurteilen?
Wie kann sich jemand als Richter auftun und Liebe verbieten? Wenn sie doch eh nicht einzuschränken ist.
Selbst wenn ich gehorchen wollte; es geht nicht.
Es geht nicht. Ich liebe dich.

Wie sollte ich solche Euphorie runterschlucken, niemandem zeigen und jahrelang verbergen?
Wie sollte ich immer wieder unsere Freundschaft betonen, wenn wir beide genau wissen, dass es unsere Gefühle nicht beschreibt?

Und vor allem: Warum sollte ich es tun?
Ich stehe zu meinen Gefühlen und ich stehe zu dir.

Was ist das für eine Welt, in der Versteckspiele zielführender sind als Liebe füreinander?
Wo alle immer für mehr Liebe plädieren und dann doch Einschränkungen geben, wer liebenswert ist und wer nicht.

Also verstecken wir uns weiter, vermissen einander und überleben mit der Hoffnung, uns nicht beeinflussen zu lassen.
Weil niemand es versteht.


"Why can't they understand the way we feel?
They just don't trust what they can't explain
I know we're different but deep inside us
We're not that different at all"

[Phil Collins]

Mittwoch, 7. November 2012

Grenzen.

Ich gebe alles. Alles, was ich habe. Alles, was ich kann.
All das, was immer gereicht hat. Für alles. 

Ich bin zufrieden mit mir und stolz auf mich, das durchzuziehen. Nicht aufzugeben. So stark zu sein. 

Bis ich das Ergebnis sehe. 
Bis mir gesagt wird: Es ist nicht gut, es reicht nicht, das geht alles besser.
Nichts ist es, nichts. 
Aber es geht besser. Es muss besser gehen. Denn es ist nicht perfekt.
Alles gegeben zu haben, ist am Ende nicht genug. 

Was soll ich denn tun? Wenn nichts mehr geht, weil alles schon war?

Ich stoße an die unsichtbaren Grenzen meiner Leistungsfähigkeit. 
Weil ich zu schwach bin. Oder meine Erwartungen zu hoch.
Doch ich will sie nicht herabsetzen. Denn auch das wäre Zeichen von Schwäche. Aufgabe. Schlecht. Zu schlecht.

Niemand anders würde es so sehen. Weil niemand anders solche Erwartungen an mich hat. 
Aber niemand anders ist mir auch so wichtig wie ich, weil ich keine Enttäuschung so fühle wie meine.

Dienstag, 6. November 2012

Inspiriert.

"Du bist eine Inspiration für mich.
Ich finde es toll, wie du (zumindest äußerlich) wieder auf die Beine gekommen bist und jetzt wirklich du bist. Menschen wie du geben mir Zuversicht."

Wie geil bist du denn?
Wie geil ist das denn?

Wie verdammt wundervoll. Und wie verdammt berührt ich davon bin.
So sehr, wie ich es dir gar nicht deutlich machen kann.
Und wie es auch gar nicht nötig ist.
Denn ich habe meinen Lohn in deinen unbeschreiblichen Worten und du deinen in der Inspiration gefunden.
Was für ein unausgesprochenes Einverständnis! Was für ein fantastisches!
Weil wir beide so wenig tun, um so viel zu geben.

Worte. Die so viel bewegen.

Wie ich früher Menschen begeistert angesehen habe, die mich und andere inspirierten.
Wie ich mir gedacht habe: Wie unbeschreiblich muss es sein, in dieser Art einen Menschen zu berühren. Wie unbeschreiblich, nur eine einzige Person durch Worte und Leben zu beeinflussen. Jemandem Mut zu machen. Jemanden nachdenken lassen.
Jemanden so, so, so ins Herz zu treffen.

Das allein kann Grund zu leben sein. Und ich danke dir dafür.

Montag, 5. November 2012

Ein Bahnhof.

Im Bahnhofsgetümmel

bewegen sich alle in
ihre eigene Richtung

Laufen ohne nach links oder nach rechts zu
schauen,
weil sie ihr Ziel haben.

Feierabendvor-freude
Nachtschichtbeginn-ärger
Wiedersehens-glücksgefühl
Abschieds-angst

Für heute, für immer; nie mehr, morgen wieder

endloser Kreislauf
jeden Tag der-
selbe Weg


und ich streife durch die menge und
mein ziel ist es
unter menschen zu sein und trotzdem

ganz allein

weil sich eh
niemand kümmert
niemand kümmern
kann:

Das würde viel zu sehr von der ausgereiften Routine ablenken.


mit dem blick stur geradeaus sieht man nur grauen asphalt auf dem weg; die bunten blumen wachsen am straßenrand; die einzigen farbtupfer sind

Weggeworfener Müll!

Donnerstag, 1. November 2012

Regentropfenzauber.

Es wird dunkel und auf der Fensterscheibe sammeln sich die Regentropfen. Ich schaue hinaus und durch das Wasser verschwimmen die Lichter der Straßenlaternen.
Die Welt sieht traurig aus.
Denn die Reflektionen und Spiegelungen erinnern an einen Blick mit Tränen in den Augen. Auch dieser Schleier lässt Beleuchtungen und Helligkeit unklar werden.

Früher habe ich das Spiel der Lichter als magisch angesehen und mich über jede Träne gefreut, die es hervorgerufen hat.

Wie aus einer einzigen Lampe so viel neues, glitzerndes Licht entstehen kann, wenn man es durch einen Wassertropfen betrachtet.
Wie aus Trauer so viel Schönes kommen kann, wenn man genau hinschaut.
Wie die Welt plötzlich ganz anders scheint.
Und sich Neues auftut.

So viel Magie.
Wenn man die Augen öffnet und sie nicht krampfhaft schließt, um die Tränen zu unterdrücken.