Sonntag, 2. März 2014

Die Taucherglocke.

Wie eine Taucherglocke, die über meinen Kopf gezogen wurde, hören sich die Geräusche plötzlich so gedämpft an. Meine Freunde lachen auf einmal viel leiser. Ihre Worte dringen kaum noch zu mir durch. Es fällt mir schwer, mich auf einzelne Worte zu konzentrieren. Alles ist nur noch eine Mischung aus Worten, Lachen, Stühlerücken und Gläserklirren. Es ist alles wahnsinnig laut, weil meine Taucherglocke den Schall verstärkt, und doch alles so leise, weil kaum etwas unter das harte Glas dringt.
Durch die Taucherglocke sehe ich alles nur noch verschwommen. Die Farben scheinen mir nicht mehr so klar. Die Menschen ähneln sich auf einmal alle. Die Buchstaben in der Speisekarte sind nur noch schwarze Schlieren, die ich kaum entziffern kann. Und gleichzeitig würde ich am liebsten meine Augen verschließen vor all dem grellen Licht, das in den Räumen brennt.
Es ist eine Mischung aus Angst davor, jemand könnte merken, was mit mir los ist, und Wut auf die verdammte Taucherglocke, die ganz plötzlich an mir klebt. Die Verbindung beider Gefühle lässt meinen Bauch verkrampfen und versetzt den Rest meines Körpers in Anspannung.
Ich versuche, mich auf Einfaches zu konzentrieren. Ich zähle gedanklich bis zehn. Ich fixiere meine Augen auf einen Punkt an der Wand. Ich höre auf jedes einzelne Wort der Musik im Hintergrund.
Und währenddessen warte ich darauf, dass der Abend zu Ende geht, oder die Taucherglocke ganz plötzlich wieder verschwindet.

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