Mittwoch, 26. September 2012

Hür, den Lauf!

Hürden
stellen sich in meinen.
Weg

Alle 
die es gibt - nur zu!
nehm ich doch gern

Weil 
gerade Strecken
mich nicht fordern

Ich.
laufe den 
Parkour

so wie er ist

Ich
durchquere ihn -
in meinem Tempo

Weil 
Schnelligkeit.
mich stürzen würde

Alle
anderen rennen
rasend - ruhelos

Hürden
die nur ich sehe
- Ach, denkt doch, was ihr wollt! 
Ich weiß ja, wo ich steh!

Donnerstag, 20. September 2012

Phrasenfresser.

Kümmer dich doch mal mehr um dich!
Ist so leicht gesagt.
Aber wirklich: Setz dich doch mal hin und frag dich:
„Hallo Ich, wie geht es dir?“
Und wenn du dir dann antwortest
„Ja ja, danke, gut, alles bestens“, dann warte ab, gib dich nicht mit den auswendig gelernten Phrasenschwein-Fragenbeantwortungs-Phrasen ab. Friss nicht alles.
Das Antworten auf die Frage nach dem Befinden ist automatisiert. Du denkst gar nicht nach; der Inhalt des Satzes dringt gar nicht zu dir durch.
Es ist stupides Aufsagen. Wie bei der Theorie-Prüfung für den Führerschein, wenn du denn gelernt hast:
Aha! Die Frage. Also die Antwort.
Wie geht’s? - Bestens.
Darf ich mich setzen? - Klar.
War ich gut? - Und wie!
Hattet ihr Hausaufgaben auf? - Nöö.
Störe ich? - Überhaupt nicht.
Auszüge aus dem Fragenkatalog des Lebens, Lektion zwischenmenschliche Alltags-Heuchelei.

Du gehst davon aus, gar nicht ehrlich antworten zu müssen.
Du gehst davon aus, ruhig bei den nichtssagenden Phrasen bleiben zu können.
Schließlich ist nicht nur die Antwort, sondern auch die Frage Teil der Alltagsheucheleimaskerade.
Menschen fragen nach deinem Befinden, weil es dazugehört. Steht in den Spielregeln.
Begrüßung. Wie geht’s? Das Wetter ist schön. Ich hasse dich. Ich hasse mich. Du interessierst mich nicht.
Die Phrasen versuchen, die darunter liegende Verachtungs- und Gleichgültigkeitsrealität zu überdecken. Wie ein Kissenbezug einen Zweimetermann.
Es passt nicht.
Es ist lachhaft.
Es ist unnötig.
Jeder weiß es, jeder tut es, beteiligt sich am Heucheleien-Hechel-Konzert.
Warum auch nicht? Ist schließlich so einfach.
So normal.
So muss es sein. So ist es halt.
Nicht zu ändern. Nichts zu machen. Nichtigkeiten werden weiter ausgetauscht. 

Austauschbare Sätze, austauschbare Gesprächspartner, austauschbare Welt.

Doch, kümmer dich ruhig mal mehr um dich! Wenn es schon kein anderer tut.
Denk darüber nach, was die Frage bedeutet, wenn du sie dir stellst.
Jemand will wissen, wie es dir geht. Wie du dich fühlst. Was dich beschäftigt. Was du zu sagen hast. Was du loswerden willst.
So viele Möglichkeiten, zu antworten, so wenig werden ausgesprochen.
Aber bei dir selbst kannst du sicher sein. Lass raus, wer du bist. Lass raus, was du fühlst.
Geht es dir gut?
Ja, geht es mir gut?
Was brauche ich eigentlich? Wonach sehne ich mich? Wie kann ich mir helfen? Ist mir noch zu helfen?
Wenn dir kalt ist, zieh dir mehr an.
Wenn du Hunger hast, iss.
Wenn du nicht mehr kannst, gönn dir Pausen.

Das Phrasenschwein schmeißt vielleicht weiter mit Phrasen um sich; sagt:
Wer bei dem Wetter friert, ist ein Weichei.
Du bist eh schon zu dick.
Nur die Leistung zählt. Du verpasst noch so zu viel.

Lass es doch reden. Lass es sich im Gleichgültigkeitsschlamm suhlen. Lass es. Bleib lässig.
Wer werten will, muss denken können.
Wer über dich richten will, muss dich kennen können.
Allgemeingültige Phrasen verallgemeinern mir zu viel. Sind mir zu schwammig. Sind mir zu inhaltslos.
Los, kümmer dich doch um dich selbst!

Tut ja sonst keiner.
Wird ja nur gemaskeradet und gescheinheiligt.
Alles Lügner. Alles Schweine.
Nur ich,
Ich bin toll!

Dienstag, 18. September 2012

Niemand tut so gut.

Wie sich plötzlich alles nur noch um dich dreht.
Wie ich jedes Wort, jeden Geruch, jede Situation auf dich beziehe.
Jeder Gedankengang führt am Ende doch wieder nur zu dir.
Und landet direkt im Bauch.
Schmetterlingsglücksgefühl.
Grinsen-auf-den-Lippen-in-den-unpassendensten-Momenten.

Wie Liebeslieder und Liebesgedichte plötzlich ein Gesicht bekommen.
Plötzlich glaubhaft werden und nicht weit entfernte Utopie.
Nicht mehr das, was schmerzt, weil es so unmöglich scheint.
Sondern nur ein neuer Auslöser, dein Lächeln vor mir zu sehen.
Gedanklich in deinen Augen zu versinken.
Meine Arme um dich zu legen.
Bei dir zu sein.

Wie ich stundenlang dein Foto ansehen kann.
Und immer lächeln muss.
Stundenlang nur glücklich sein, stundenlang nichts Anderes tun.
Weil du genug bist. Für so lange Zeit.
Und mir mit dem Gedanken an dich nicht langweilig wird.
Dein Foto sich vor meinem Auge bewegt,
die Szene weiterläuft.
Und du lebendig bist.

Wie ich mich immer wieder frage, ob das Liebe ist.
Dass alle meine Gedanken bei dir enden.
Du mich in jeder Situation glücklich machst,
In meinen Augen so perfekt bist.
Und dass meine Wünsche und Träume und Hoffnungen
alle dich beinhalten.

Wie ich die Welt umarmen könnte.
Aber nur dich dabei berühren will.
Wie das Du in meinem Kopf widerhallt
und dabei unglaubliches Glück freisetzt.

Der Text - ein einziger großer Grinsemoment.
Weil ich dich liebe.
Vielleicht.

Montag, 17. September 2012

Stumme Worte.

In einem unvollendeten Satz geht so viel unter.
So viel Unausgesprochenes, was selbstverständlich scheint. So viel abgebrochener Gedankengang, der nun im Wortlosen zerfällt.
So viel. Was doch eigentlich noch gesagt werden könnte.

"Ich hab zwar keine Lust, aber - "
Aber ich muss. Das ist das, was alle denken sollen. Wie man den Satz kurz und vielleicht sinnvoll beenden kann.
Aber hinter das Aber könnte noch so viel mehr passen. Eine Erklärung. Gefühle. Ein ganzes Leben.

"Ich hab zwar keine Lust, aber jeder erwartet es von mir; und ich will Erwartungen nicht enttäuschen, dann fühle ich mich schlecht; ich habe Angst, zu versagen, und ich habe Angst, zusammenzubrechen; egal, was ich mache, ich komme so schnell an mein Ende: Entweder enttäusche ich die stummen Erwartungen der anderen oder ich übersteige meine eigenen Grenzen. Die ich nicht einsehe."

So unendlich viel Ehrlichkeit. So unendlich viel Leben.

Was alles unausgesprochen bleibt - es ist unglaublich!
Es bevölkert die Welt, schwirrt um alle Menschen herum.
Das Gute ist, dass wir die Augen davor verschließen. Wir wollen es nicht sehen. Wir können es nicht sehen. Es würde uns überwältigen. Es wäre zu viel für die zerbrechlichen Menschen, die wir alle sind.

Einige sind aber zerbrechlicher als andere. Sie spüren Spannungen, sie spüren die unausgesprochenen Worte, wenn sie ganz leise versuchen darauf aufmerksam zu machen, dass sie noch da sind; dass man sie nicht vergessen sollte.
Und diese Personen können die Augen nicht verschließen. In jedem Satz hören sie auch das, was nicht gesagt wird; was aber trotzdem mit jedem Wort aus dem Mund des Gesprächspartners dringt.

In unvollendeten Sätzen umso mehr.

Mittwoch, 12. September 2012

Ich bring dich um!

Manchmal würde man am liebsten töten.

Mitmenschen, die nerven, die damit nicht aufhören, die deine Geduld auf eine harte Probe stellen.
Aber manchmal will man auch anderes töten.

Manchmal würde man am liebsten einen Tag töten. Beseitigen. Aus dem Kalender streichen. Aus dem Gedächtnis aller Menschen löschen.
Wenn man Angst vor dem Tag hat, weil Neues, Aufregendes, Beängstigendes ansteht.
Oder weil man den Tag vermasselt hat.

Weil alles falschgelaufen ist, was falschlaufen kann.
Man jeden Fehler begangen hat, der sich einem anbot.
Weil man die falschen Entscheidungen getroffen hat. An der falschen Stelle. Zur falschen Zeit.

Der Tag beginnt im Bett mit der ersten Frage: "Aufstehen oder liegenbleiben?"
An solchen Tagen, die du im Nachhinein töten möchtest, hast du dich wohl für die erste Möglichkeit entschieden. Du hast dich aufgerafft, in den Alltagstrott eingereiht, wie ein Roboter funktioniert, auch wenn der Körper vielleicht dagegen rebellierte.
Andere würden sagen, du seist mit dem falschen Fuß aufgestanden.
Vielleicht haben sie recht.
Der falsche Fuß war in dem Fall überhaupt ein Fuß. Der Fehler, den Boden an diesem Tag überhaupt zu berühren.

Wenn man abends - oder auch nachmittags, sofern man den Tag schon vor dem Einbruch der Dunkelheit für sich als beendet erklärt hat - zurück ins Bett kriecht, lassen sich die Worte, die Taten, die Entscheidungen und die Fehler der letzten Stunden nicht mehr ändern.
Das Einschlafen wird von Grübeleien verhindert.
"Was wäre wenn ... ?"
"Warum bin ich heute morgen nicht einfach liegengeblieben?"

Niemand weiß, was gewesen wäre. Es gibt nur die eine Realität.
Wärst du nicht aufgestanden, was hättest du nicht alles verpasst - Erfahrungen, ein nettes Wort; Dinge, an die du vor lauter Fehlern jetzt gar nicht mehr denkst!
Du lägest abends mit denselben Fragen wach im Bett.
"Was wäre wenn ... ?"
"Warum bin ich heute morgen nicht einfach aufgestanden?"

Du kennst keine zweite Realität.
Du kannst dich nicht umentscheiden.
An die Zukunft zu denken, würde mehr bringen.

Also bleibt nur die Wut, der Hass;
Der verzweifelte Wunsch, den Tag zu töten.


"I took the wrong road
That led to the wrong tendencies
I was in the wrong place at the wrong time
For the wrong reason and the wrong rhyme
On the wrong day of the wrong week
I used the wrong method with the wrong technique"

[Depeche Mode]

Montag, 10. September 2012

Im Matsch untergehen.

Ich stochere in dem zähflüssigen Matsch.
Versuche, ihn zu zusammenhängen Klumpen zu formen. Klumpen mit Aussagekraft. Klumpen, die nach etwas aussehen.
Die Konzentration und der Wille kämpfen gegen die Soße in meinem Gehirn.
Die Kraft der Gedanken kann Sinnvolles aus dem Inhalt ziehen.

Doch heute nicht.

Heute gleitet der Matsch immer wieder durch die Finger des Willens. Es gelingt mir nicht, zuzupacken.
Jedes Mal, wenn ich die Hand schließe, drücke ich damit den gesamten Inhalt wieder raus. Zurück in die Brühe, wo sich alles vereinigt.

Es ensteht kein einziges Fantasiegeschöpf. Kein Drache, kein Fabelwesen. Noch nicht einmal ein einfaches Gefäß will zusammenhalten.

Ich fühle mich zurückversetzt in die fünfte Klasse. Kunstunterricht. Tonarbeiten.
Mein Drache glich mehr einer unförmigen Kugel.
Und die Vase, die wir unseren Eltern schenken sollten, hätte eher als Sieb getaugt.

Malen, basteln, bauen.
All das war mir immer fremd. Meine Hände wollten nie so wie ich; konnten nie die großen Pläne umsetzen, die ich aufstellte.

Heute versagen nicht nur die Hände, sondern auch die Konzentration. Mein Material ist kein Ton, sondern mein Gedankengut.
Ich weiß, Lösungen zu allen möglichen Fragestellungen und Problemen befinden sich in dem zähflüssigen Matsch.

Doch ich kann sie nicht fassen.

Jeder Ansatz gleitet mir wieder aus der Hand und wenn ich am Ende bastele, ist der Anfang schon wieder in der Masse untergegangen.
Zusammenhänge sind nicht zu erkennen.

Jedes Mal, wenn ich aufs Neue anfange, durch den Matsch zu wühlen, beginnt mein Kopf wehzutun. Es scheint, als würde er sich gegen die Eingriffe meines Willens wehren.

Der Matsch muss unangetastet bleiben.
Der Sandburgenbau muss warten. Dazu ist die Konsistenz heute nicht die richtige.

Vielleicht ist morgen Zeit für die Burgfräuleins und Ritter und Feuerdrachen.
Und vielleicht kann dann auch mein Wille die Unordnung in meinem Geist entwirren.

Montag, 3. September 2012

Rausgekotzte Emotionenflut.

Alles auskotzen.
Rausschreien.
Loswerden.

Die Klappen lösen, die den Wort- und Gefühlsschwall noch zurückhalten.
Alles öffnen.
Alles auf einmal, raus!

Die wohlgeordneten Satzstrukturen werden nicht mehr eingehalten. Die Flut der Emotionen überflutet auch die vernünftigen Versuche, nachzudenken und Worte zu ordnen.
Abgehackt.
Worte, zusammenhangslos.
So wie sie im Inneren auftreten. Gemischt. Durcheinander.

Chaos.

Und wer bekommt es ab?
Der, der deine Schreie hört?
Der, der deine Tränen stillt?
Der versucht Ordnung in deinen Wortschwall zu bringen und dabei selbst ins Ungleichgewicht gerät?
Der alles auf sich nimmt und unter der Last zerbricht?

Der dann alles in sich hineinfrisst, die Klappen verschließt.
Und in ein paar Wochen wird der Kreislauf von vorne beginnen.
Auch der wird platzen, der die Fetzen deines Lebens aufgesammelt hat.

Alles auskotzen.
Auf ein Neues.