Sonntag, 28. Oktober 2012

Du bist wie Musik.

Musik ist so wundervoll. Sie kann so viel, ohne mich zu kennen.
Sie versteht mich mehr als alle anderen, in fast jeder Situation. Sie kümmert sich um mich, lässt mich nie allein. Macht mir Mut und hilft mir, wieder aufzustehen.
Sie kann mich stundenlang beschäftigen und nie wird mir langweilig. Sie hilft mir, abends einzuschlafen, und bringt mich durch den Tag.
Sie lässt zu, dass ich meine Gefühle rauslasse und mir bewusst wird, was ich empfinde. Sie akzeptiert mich in all meinen Facetten.
Sie bringt mich zum Lachen und zum Weinen, zum Nachdenken und Entspannen.
Ich fühle mich so wohl mit ihr und bin ihr dankbar, dass sie da ist.

Wie die einzelnen Noten zusammen Sinn ergeben. Wie einzelne Worte zusammen Geschichten erzählen.
Wie Melodien sich in den Geist einbrennen und so viel Verschiedenes aussagen. Die Möglichkeiten, Töne aneinanderzureihen, sind so vielseitig und nie erschöpft.
Im Zusammenklang erscheint das Ganze so elegant, so leidenschaftlich, so vielsagend. Und so schön.
Die Töne klingen im Kopf nach; lassen Gefühle entstehen, Erinnerungen wieder aufflackern und Gedanken kreisen.

So viel, was sie mir gibt. So viel, was sie mir bedeutet.
Sie, die Musik, und
sie, das Mädchen, auf das auch so viel davon zutrifft.


"Und wir lesen in den ältesten Liedern
unsere neusten Träume
und kommen immer wieder zu ihr zurück,
um abzutauchen und Luft zu holen.
Musik."

[Pohlmann]

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Countdown für immer.

Auch der längste Tag hat nur 24 Stunden.
Auch die härteste Stunde endet nach 60 Minuten.
Und die angespannteste Minute wird 60 Sekunden nicht überschreiten.

Jede Woche wird vergehen. Selbst wenn du Montag schon in Freitags-Stimmung bist.
Jeder endlose Countdown wird irgendwann bei Null stehen. Aus 42 Tagen werden plötzlich 14. Nur noch 2 Wochen, bald ist es geschafft. Und wenn der ersehnte Moment unaufhaltsam näher gerückt ist, die Vorfreude ins Unermessliche gestiegen; weißt du dann noch, wie unwahrscheinlich es dir zu Beginn schien, jemals so weit zu kommen?

Auch wenn du die Minuten bis zum Feierabend zählst und dein Körper dir immer wieder deutlich macht, dass es nicht mehr geht; selbst die 138 Minuten enden.
Und wenn du aus der Tür trittst, ist der ganze Schmerz vergessen, der Countdown nur noch Erinnerung.
Bis zum nächsten Morgen. Wenn er wieder bei 9 Stunden beginnt. Und du dir nicht vorstellen kannst, jemals wieder nach Hause gehen zu dürfen.

Und während zu Beginn der Schulzeit ein Abschluss in weiter Ferne scheint, bist du plötzlich mittendrin. Stress und Prüfungen und dann fällt dir auf, dass du ja noch gar keine Ahnung hast, wo du mal hinwillst.
Beruf? Nie Gedanken drüber gemacht, war ja immer noch so viel Zeit.
Ausziehen? Geld? Auf eigenen Beinen stehen? Verantwortung?

Und eben hast du dich noch von 15 bis 18 Uhr mit den Nachbarskindern verabredet und das war schon wirklich lange. Vor allem wenn du allein nach Hause gehen durftest. So spät.

Siehst du mal, wie die Zeit sich ändert und vergeht.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Vertrau mir.

"Ich hab so viel Vertrauen zu dir wie ich glaub zu niemandem."

Sagst du. So ganz mal eben, nebenbei.
Und machst mich damit so glücklich wie ich glaub niemanden.

So viel Hoffnung, die du in mich legst. Und so viel, was ich enttäuschen könnte. So viel, zu gewinnen.
So viel auf einmal.

Ich bin froh, dass du jemanden gefunden hast, dem du so sehr vertraust. Ich bin froh, weil du mir so wichtig bist. Und weil ich weiß, wie wichtig es ist, vertrauen zu können.
Ich bin dir dankbar, dass du mich zu einer so wichtigen Person machst.

Irgendwo in meinem Inneren weiß ich: Es könnte so viel schiefgehen. Ich könnte nicht in der Lage sein, dir so viel zu geben.
Vertrauen ist so zerbrechlich. Vertrauen ist so wertvoll. Vertrauen bietet so viel Angriffsfläche.
Enttäuschtes Vertrauen beendet so oft, was vorher endlos schien.

Trotzdem bleibt all das im Konjunktiv.
Ich habe keine Angst.
All diese Möglichkeiten verschwinden hinter der Freunde und dem Stolz, dein Vertrauter sein zu dürfen.
Und hinter dem schönen Gefühl von Gegenseitigkeit.

Ja, ich vertraue dir auch. Wie ich glaub niemandem.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Der Wind, der Wind.

Leicht sein - federleicht, belanglos, luftig.
Sich einfach in den Sturm stellen, mitgerissen werden, mitgetragen werden, sanft geschaukelt werden. Keine Entscheidungen treffen müssen und trotzdem reisen - weitergehen, rastlos, immer in Bewegung.
Ohne Möglichkeit der Entscheidung nicht eingeschränkt sein.
Frei sein.


Es ist windig. Stürmisch.
Ich stehe am Fenster und blicke hinaus. Die Blätter werden über die Straße gewirbelt, in die Luft gehoben und sinken an anderer Stelle wieder herunter. Sie springen und tanzen und es sind so viele - sie springen und tanzen gemeinsam.
Die Bäume werden hin und her geschaukelt. Immer stärker. Bedrohlich beugen sie sich zu allen Seiten, schlagen wild mit den Ästen um sich. Alle schlagen einzeln, doch die Bewegungen des Waldes schwingen gleichmäßig.
Eine leere Coladose springt auf und ab, landet scheppernd immer wieder auf dem Asphalt. Jemand hat sie achtlos liegenlassen, jetzt übertönt sie die Geräusche des Windes.
Regen beginnt zu fallen, und auch er gliedert sich ein in die Spiele der Böen. Die Tropfen fliegen schräg durch die Luft, brauchen viel länger, bis sie am Ende auf dem Boden aufprallen.
Ein Mann rennt über die Straße, kämpft mit Kapuze und Schirm gegen den Sturm und das Wasser, das von allen Seiten auf ihn einpeitscht. Genervt fasst er nun mit beiden Händen an, um dem Wind zu trotzen. Er beschleunigt seine Schritte.
Ich stehe am Fenster. Und wünsche mir, die Arme ausbreiten zu können. Und mich tragen zu lassen.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Einfach mal Madrid.

"Und jetzt fährst du mit dem Moped nach Madrid,
Ohne Geld für Sprit,
Die Idee zählt.
Und jetzt fährst du mit dem Moped nach Madrid,
Der Junge ist verrückt,
Die Idee zählt für dich."

[Madsen]


Einfach mal ausbrechen und die Zwänge hinter mir lassen.
Einfach mal wegrennen und die Folgen nicht überdenken.
Einfach mal "einfach", so ganz ohne "aber".

Einfach mal auf die eigene Stimme hören und handeln.
Einfach mal lauter sein als alle anderen.
Einfach mal alle überraschen.

Einfach mal weniger denken und mehr fühlen.
Einfach mal weniger planen und mehr leben.
Einfach mal weniger ihr und mehr ich.

Einfach mal lächeln, ohne den Grund zu kennen.
Einfach mal fröhlich sein, ohne nachzufragen.
Einfach mal unvernünftig sein.

So einfach, geht das nicht.
So einfach, kann ich nicht.
So einfach, darf man nicht.

So einfach. Nach Madrid.

Montag, 15. Oktober 2012

Einfach fliegen.

Wie es wohl wäre, einfach zu fliegen? Frei zu sein? Freiheit zu fühlen, zu erleben, genießen zu können?
Ob das wohl geht auf dieser Erde? Kann man frei sein mit den Einschränkungen des Alltags und den Fesseln der Gesellschaft?
Jeden Tag aufstehen und dasselbe tun, ins Bett gehen und in Gedanken schon beim nächsten Morgen sein; ist das Genuss? Ist das das Leben, das uns zusteht? Uns als Individuen, als Meisterwerke der Natur, als denkende Wesen, die so viel Macht haben über sich und andere und die Welt - und doch so aufgeschmissen der eigenen Existenz gegenüber.
Wir lernen zwar den Bauplan des eigenen Körpers, wissen aber nicht, wozu dieser eigentlich fähig ist
Extremsportler sind dazu in der Lage, sie gehen bis an das Äußerste. Aber ist das nicht alles nur egoistischer Größenwahn? Was nützt das schon der Gesamtheit? Ein solcher Mensch kennt die körperliche Belastungsgrenze, weiß aber wenig von menschlichem Zusammenhalt und der Macht der Masse: Was einer nicht kann, das schaffen viele.
Und wir sind viele auf der Welt - sehr viele, zu viele. Aber erkennen tun das die wenigsten.
Immerhin sind diese Länder weit weg. Doch die Relativität der Distanzen hat sich geändert. In Nullkommanix umrunden wir unseren Planeten, Hauptsache man landet wieder zu Hause. Die Heimat soll Heimat bleiben, aber eigentlich kann sie das nicht, denn die meisten von uns sind heimatlos.
Irren herum in der Weite der Welt, kleiner noch als ein Staubkorn. Sie wissen nicht, wo oben ist und wo unten ist, und letztendlich ist das auch egal, wissen sie doch noch nicht einmal, wo sie sind.
Klammern sich an ihr Handy, als wäre genau dies die Heimat und ergoogeln sich in Sekundenschnelle die genauen Koordinaten des erkauften Zuhauses. Und das ist dann Heimat.
Ein Klick ersetzt eine Fülle der Gefühle. Ein Klick ersetzt Gedankengänge, die ganze Tage füllen könnten.
Doch dazu bleibt keine Zeit. Wichtige Termine warten; jeder einzelne Teilnehmer rennt zum Meeting, die Maske der Höflichkeit wird herausgeholt. Keiner meint sich ernst und jeder weiß das, merkt es aber nicht, weil das Bewahren des eigenen falschen Lächelns alle Konzentration fordert.
Eine trostlose Welt der Höflichkeit im trostlosen Alltag - alles aufgesetzt.
Wen wundert es da, dass im eigenen Reich alle Masken fallen und das wahre Gesicht zum Vorschein kommt?
Doch auch das hat gelitten unter all den Kostümen; so wurde es grausam und gefühllos zugleich. Oder ist auch das nur ein falsches Gesicht?

Und Freiheit bedeutet gar nicht zu fliegen, weil für Träume kein Platz bleibt im Alltag des Funktionierens, sondern Freiheit bedeutet, eine Vielzahl an Masken zu haben und dadurch sein eigenes Gesicht zu verlieren.

Freitag, 5. Oktober 2012

Anekdoten des Aufräumens.

Ich räume um, ich räume aus; sortiere neu und sortiere aus.
Alte Erinnerungen kommen dabei hoch. Dinge, dich ich längst vergessen habe, wollen mir nun ihre Geschichten wieder erzählen. Manchen höre ich zu, verfalle in Tagträume und Schwärmereien.
Aber auch Bedrückendes kommt in den hintersten Ecken meines Zimmers zum Vorschein: Briefe, die Gefühle wecken, die schon verdrängt waren; Erinnerungen an Freundschaften, die nicht mehr existieren.
Doch selbst aus diesem kann ich heute Positives ziehen. Mir fällt die Entwicklung auf, die Verbesserung, die sich in den letzten Jahren in mein Leben geschlichen hat. Ganz leise, fast unmerkbar. Nur durch Vergleiche mit dem Ich von damals werden die Unterschiede deutlich.

Vom Boden meines Kleiderschrankes krame ich meine alte Lieblingsjeans. Ausgewaschen und mit Löchern, teilweise genäht, teilweise nicht.
Ich hätte sie am liebsten jeden Tag getragen und das sieht man ihr an. Heute wusste ich nicht mehr, dass es sie jemals gab.
So viel habe ich in dieser Hose erlebt; Erfahrungen gemacht, Fehler begangen, Tränen geweint und unendlich viel gelacht. So viel davon weiß ich nicht mehr. So viel davon war damals die Welt für mich und ist heute nichtig.
Ich werde sie nicht mehr tragen. Die Zeiten sind vorbei. Neue Gefühle, neue Erkenntnisse, Entwicklung und neue Jeans.
Ich stopfe sie in die Mülltüte. Und lächle. Das heißt Veränderung.

Andere Kleidungsstücke folgen. Die Säcke füllen sich.
So viel ausgegebenes Geld landet darin. Einiges, wofür ich auch jetzt sicher noch welches bekommen würde. Und trotzdem verzichte ich darauf.
Weil es nicht nur Stofffetzen sind, sondern Teile meines Lebens. Ich will sie nicht weiterreichen, genau wie meine Erfahrungen nicht von einem Zweiten nachgelebt werden.

Und weil ich sehen will, wie all das im Müll verschwindet. Wie der Abschnitt endet; sich das Kapitel endgültig schließt.
Ein Neuanfang. Der schon längst begonnen hat.