Montag, 25. Februar 2013

Auf der Suche nach dem Ziel.

Ich höre Musik und versuche, in mir zu versinken. Versuche, mich wegzudenken, alles andere abzuschalten. All die Menschen. Neben mir, gegenüber und hinter mir. Unterwegs - sind sie alle. Reisende. Auf dem Weg.
Ob sie sich wohl freuen auf das, was sie erwartet? Ob sie endlich nach Hause dürfen? Oder dem hinterhertrauern, was sie mit jeder Sekunde weiter hinter sich lassen. Ob sie zurück müssen in alte, enge Orte? Oder Angst haben vor neuem, unbekannten Gebiet.
Ob für sie fremd ist, was ich Heimat nenne? Ob ihre Reise beginnt, wenn meine dabei ist, zu enden? Ob sie Freudentränen weinen, wenn meine vor Sehnsucht rollen? Ob sie erwartet werden; am Gleis jemand steht, der die Arme um sie legt? Der jetzt in der Kälte friert und aufgeregt den Zug ersehnt.
Die Schaffnerin kündigt den nächsten Halt an, der mit wenigen Minuten Verspätung erreicht wird. Menschen stehen auf, greifen nach ihren Taschen, verstauen Bücher und Getränke in Koffern, zwängen sich in dicke Wintermäntel. Ein weiterer Bahnhof, ein weiterer Ort, der Heimat ist, und weitere Menschen, die angekommen sind. Ich blicke nach draußen in geschäftigen Trubel, freudigen Jubel, Abschiedsküsse und Willkommensgrüße, schnelle Schritte, suchende Blicke.
Und dann reisen wir weiter, verlassen das Gleis und verlassen die Stadt. Die Lichter des Bahnhofs verblassen, die monotone Dunkelheit gewinnt wieder die Überhand. Alle, was ich erkenne, ist die Spiegelung des Abteils, in dem ich sitze. Die Mitreisenden, die mir fremd sind, obwohl sie vielleicht dasselbe fühlen wie ich, die Koffer und Taschen, die mit Leben der anderen gefüllt sind, Bücher, Handys und Laptops als einzige Begleiter. Und mein trauriger Blick, wie er in der Scheibe erscheint, während ich in mir versinke und mir vorstelle, rückwärts zu fahren. Zu dir zurück.
Und zwischen Linkin Park und Liebeslied verfluche ich die Kilometer. Und bin doch froh, ein Ziel zu haben.

2 Kommentare:

  1. Irgendwie niedlich.
    Aber so verdamnt wahr, dass es beim Lesen im Inneren zerrt...

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  2. Ich liebe deine Texte!
    Kennst du "Nachtzug nach Lissabon"? Daran erinnert mich dein Post gerade ein wenig, weil darin das Leben auch mal mit einer Zugfahrt verglichen wird. Ist ein tolles Buch übrigens ;)

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