Donnerstag, 7. Februar 2013

Die Uhr.

Ich sitze im Wartezimmer und schaue auf die Uhr. Betrachte, wie die Zeit vergeht. Wie die Zeiger unentwegt weiter ticken.
Und denke daran, wie ich hier sitze. Mich nicht vom Fleck rühre. Und so viel anderes tun könnte.
Wie ich nur warte. Auf die Ärztin, die es nie schafft, ihre Termine einzuhalten. Auf ihre Gutachten. Ihre Meinung über mich. Ihre Entscheidung für mich. Auf mein Leben.
Und immer noch sitze ich hier. Die Uhr fest im Blick. Die Unsinnigkeit fest im Blick. Unsinnig, wie die Zeit immer weiter geht. Egal ob ich laufe oder stehenbleibe. Ob ich mich freue oder einsam bin. Ob ich lebe oder sterbe. Unsinnig, wie ich hier sitze. Anstatt zu leben.
Egal ob meine Ärztin noch kommt oder nicht. Was sie mir sagen wird. Und was nicht. Ich warte immer noch. Und ich habe noch Zeit. Zeit zu gehen und ihr nicht zuzuhören. Zeit mich aus dem Staub zu machen und spurlos zu verschwinden. Zeit zu leben.
Aber ich nutze sie nicht. Ich bleibe sitzen. Schaue weiter auf die Uhr. Warte weiter auf Wunder. Lebe weiter. Wartend.

"So, kommen Sie bitte!"
Beim Aufstehen werfe ich einen letzten Blick auf das Ziffernblatt. Und merke, dass die Uhr schon die ganze Zeit stehengeblieben war.

3 Kommentare:

  1. Warten ist eben scheiße. Egal, um was es geht. Mal ist es so schlimm, dass man es kaum aushält und dann erinnert man sich je nach Situation immer wieder daran... und zerbricht.

    Trotzdem toller Text!

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  2. Du schreibst so wunderschön, ich könnte die ganze Zeit deine Texte lesen. Der Blog strahlt so eine Ruhe aus.
    Kimberly.

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