Montag, 1. Oktober 2012

Zeitbombe.

Die Zeiger der Uhr drehen sich rasend schnell. Und dabei dreht sich alles um die Zeit.
Überall, wo man hinschaut, wird von ihr gesprochen, wird sich nach ihr gerichtet, wird nach ihr gelebt.
Die Zeit bis zum nächsten Termin wird abgeschätzt.
Ist es einer, auf den man so gar keine Lust hat, den man am liebsten nie erleben würde, so wird versucht und gehofft und gebetet: "Ach, kann die Zeit nicht langsamer vergehen!"
Aber nein, sie tut es nicht. Die Zeiger drehen sich weiter; dem gefürchteten Moment mit jedem Ticken näher.
Freut man sich auf ein Vorhaben, wird begierig auf das Ziffernblatt der Uhr geschaut. Auch hier wird versucht und gehofft und verzweifelt gebetet: "Ach, kann die Zeit nicht schneller vergehen!"
Aber nein, auch das tut sie nicht. Alles geht weiter seinen gewohnten Gang, der plötzlich viel zu langsam erscheint. Und alles dreht sich weiter um die Zeit.
Um das Zählen einzelner Stunden, Tage, Wochen bis zum ersehnten Termin.

Bei so viel Nachdenken über die Zeit bleibt für nichts Anderes mehr Zeit.
Keine Zeit für Pausen.
Keine Zeit für Freizeit. Alles nur überfüllte Vollzeit.
So viele Termine wie nur möglich werden in die 24 Stunden des Tages gesteckt. Und trotzdem wird die angebotene Zeit selten sinnvoll genutzt:
Eine Diskussion mit Klassenkameraden oder Arbeitskollegen, bei der am Ende das einzige Ergebnis ein neu vereinbartes Treffen ist.
Ein Treffen mit Freunden und solchen, die sich dafür halten, was du aus Höflichkeit nicht abgesagt hast, obwohl du viel lieber alleine wärst.
Oder Unterhaltungen mit Nachbarn und anderen Mitmenschen, an denen du weniger interessiert bist, die sich  aber einfach nicht beenden lassen.

Wie oft guckst du am Tag auf die Uhr?
Wie oft denkst du dabei "scheiße", wie oft verfluchst du die Zeit, wie oft merkst du, dass du viel zu spät dran bist, aufgehalten wirst, das rechtzeitige Einhalten von abgemachten Zeiten unmöglich wird?
Du hast dir morgens zu viel Zeit gelassen - mit was genau, weißt du gar nicht mehr - und verpasst nun deine Bahn. Die sich gerade heute natürlich pünktlich an ihren Fahrplan hält.
Du standest gerade 10 Minuten im Regen am Bahnhof, weil der öffentliche Nahverkehr das mal wieder nicht so genau nimmt mit den Zeiten. Und schlussendlich sitzt du nun doch im Trockenen, schaust abwechselnd aus dem Fenster und deine Uhr: Klitschnass und zu spät wirst du bei deiner Arbeitsstelle sein.
Du hast nicht gedacht, dass der Termin beim Arzt so lange dauern würde, und der nächste Punkt auf deiner Tagesordnung wartet schon. Genervt im Wartezimmer sitzend denkst du schon über passende Ausreden für die im Restaurant wartende Freundin nach.
Morgen muss das Referat gehalten werden, was du ganz vergessen hast. Nun ist es 22 Uhr.

Du stehst unter Zeitdruck. Immer.
Immer wenn du auf die Uhr schaust, und anfängst, zu rechnen.
Immer wenn du die Zeiger anflehst, sich doch langsamer zu drehen.
Immer wenn du denkst: "Scheiße, schon so spät!"

Und immer dann dreht sich gar nichts langsamer. Du bist nur ein winziges Fleckchen auf der Erde.
Ein Tag vergeht, egal ob du die 24 Stunden genutzt hast oder nicht.
Ob du noch weitere 24 Stunden anhängen könntest, weil du immer noch nicht alles geschafft hast. Oder ob du schon nach 3 Stunden den Tag verflucht hast und zurück ins Bett gekrochen bist.

Was für ein Zeitvertreib, wenn sich alles um die Zeit dreht!




Na, was hättest du jetzt Besseres mit deiner Zeit anzufangen als über die Zeit zu philosophieren? 
Was verschiebst du gerade, wofür jetzt eigentlich genügend Zeit wäre?

2 Kommentare:

  1. Willst du meine Antwort hören?

    In meinem Fall wäre das: Duschen, Frühstücken, Zähne putzen und Bio lernen. ;)

    PS: Super Text, super geschrieben :)

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    1. Ja, ich hör gerne deine Antwort. Und freut mich, dass du die Zeit lieber mit dem Text als mit den anderen Sachen verbracht hast! :D

      Danke :)

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