Montag, 11. März 2013

Blickkontakt.

Unsere Blicke treffen sich. Ganz kurz nur. Ein Augenblick, in dem ich in ihre und sie in meine Richtung schaut. Und dann wenden wir uns beide wieder ab. Als wäre es abgesprochen, als wären wir erwischt worden bei etwas, das nicht gestattet ist.
Wir kennen uns nicht und wir werden uns nie wieder sehen. Ganz zufällig saßen wir im selben Restaurant, ganz zufällig trafen sich unsere Blicke, ganz schnell wendeten wir uns wieder dem Essen vor uns zu.
Dauernd passiert es. Dauernd mit anderen Personen. In Bahnen, auf der Straße, in Cafés und in der Schule. Mit Fremden, Freunden und Bekannten. Immer wieder ist er da, dieser eine Moment, in dem man sich anschaut. Und dann immer wieder das beschämte Wegschauen.
Als dürfte ich nicht anschauen, wen ich will. Hinschauen, wo ich will. Wegschauen, wann ich will.
Aus so viel Abstand und so viel Distanz besteht unser Leben, dass selbst die Augen der Menschen um uns herum unangenehm werden, wenn sie auf uns gerichtet sind. Wir fühlen uns dauerhaft entdeckt und können gleichzeitig nirgendwo hinschauen, ohne uns selbst zu verraten.
Die Blicke bleiben gesenkt. So sehr schämt sich die Welt.

3 Kommentare:

  1. Ich glaube
    deine Texte
    sind einige der besten
    die ich je gelesen habe.

    Mhm.

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  2. stimme lee zu, deine texte sind beeindruckend.
    und wunderbar beobachtet.

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  3. Eine verkommene Gesellschaft...
    Anbei: Klasse Text! :)

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