Freitag, 21. Februar 2014

Am ersten schönen Tag.

Auf einer Bank sitzend, beobachte ich, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume scheinen. Wie sie Muster auf die Wege werfen und Schatten tanzen lassen. Ich blicke den Passanten ins Gesicht und lächle sie an.
Zwei Mädchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, an der Bushaltestelle, ihre Köpfe zusammengesteckt, über ein Smartphone gebeugt, Schultaschen in ihren Händen. Sie lachen, sie flüstern, sie reden, wer weiß schon, worüber. Und dann plötzlich haben sie es eilig, laufen los, ihre Schritte hallen über die Straße, während sie auf den Schulhof einbiegen. Pause an der Bushalte gemacht.
Eine Gruppe Fünft-, Sechst-, Siebtklässler zieht lärmend an mir vorbei - so viele, dass ich schnell aufhöre zu zählen. Vereinzelt versuchen Lehrer für Ordnung, Reih und Glied in der bunten Truppe zu sorgen.
"Hallo!", grinst mich einer im Vorbeigehen an.
"Haaaallo!", grinse ich zurück.
"Wie geht's?"
Ich antworte nicht darauf. Wozu auch. Schätze, solange es geht, ist alles ok.
Während die letzten Nachzügler noch von den allerletzten Lehrern angetrieben werden, kommt ein Mann von der anderen Seite gerannt. Er beschleunigt seine Schritte immer mehr, bis er schließlich in einen Sprint gelangt. Zu einem haltenden Bus. Der fährt an, hält wieder, öffnet die Türen und nimmt den Läufer mit. Türen wieder zu, wieder losfahren, wegfahren. Ich blicke ihm hinterher, wie er sich an parkenden Autos und Radfahrern vorbeischiebt.
Auf dem Ziffernblatt der großen Uhr steht es drei Minuten vor voll und weil ich zwar gerne noch bleiben würde, mich aber langsam beeilen muss, stehe ich auf und lasse meinen Blick noch einmal schweifen. Das Krankenhaus liegt geschäftig hinter mir, Busse, Taxen und Krankenwagen fahren vor, der Hof ist voller Ärzte, Pflegerinnen und Patienten.
Ich blicke zwischen dem lebendigen Treiben und dem Gebäude hin und her und frage mich, wer hinter den Fenstern wohl gerade um sein Leben kämpft. Welche Ärzte in diesem Moment alles geben. Wessen Herz hier heute sterben wird. Nur wenige Meter vom ersten schönen Tag des Jahres getrennt.

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