Dienstag, 4. Februar 2014

Ein Haus aus Worten.

Schwarz auf weiß stehen die Worte, in Tinte auf Papier, verewigt auf dem weißen Blatt. Jeder Buchstabe lächelt mich an und nickt mir zu. Die Punkte auf den i's starren mich wie zwinkernde Augen an. Die runden Wölbungen der e's, der u's, der a's sind Münder zu grinsenden Grimassen verzogen.
So viele Augen schauen mich an. So viele Buchstaben wollen mir etwas sagen.
Wort für Wort leiten sie mich durch die Sprache. Wort für Wort formen sich Bilder in meinem Kopf, deine Gedanken werden zu meinen Gedanken, deine Silben legen sich in meinen Mund.
Ich lese und lese und das Konstrukt aus Buchstaben, das du geschaffen hast, entsteht in meinem Inneren wieder. Jeder Buchstabe ist ein Ziegelstein, jedes Wort ein Stützpfeiler, jeder Satz ein Dach.
Von schwarz auf weiß wird es zu bunt in mir. Ich übertrage alles, eine Blaupause deiner Worte. Sie bleiben in mir, auch wenn ich deinen Brief wieder falte, wieder in den Umschlag stecke, die Druckertinte aus meinem Blickfeld verschwindet. Die Silhouette der Buchstaben geistert durch meinen Kopf. Dein Haus, mein Haus bleibt bestehen.
Aus dem Schornstein der h's quillt weißer Rauch, Wärme breitet sich in mir aus. In dem Haus in mir sitzt jemand und hat es gemütlich, genießt Gemeinsamkeit. In den Fenstern der o's brennt Licht. Lachen mischt sich mit ruhiger Freundlichkeit.
Schwarz auf weiß stehen die Worte. Und sie sind noch so viel mehr.

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