Freitag, 10. Mai 2013

Versteckt.

Ich verkrieche mich, ziehe mich zurück. Suche mir das beste Versteck, das es gibt. Das, wo kein Mensch je hineinkommen wird, niemand mich finden kann, ich für immer einsam bin.
Ich krieche in mich, versinke in mir. Bin doch ganz nah und trotzdem weit entfernt. Niemand wird mich finden, weil niemand mich sucht. Niemand kann mich sehen, weil ich es nicht will.
Nur mein Körper bleibt stehen, nur mein Äußeres lebt. Ich laufe durch die Straßen, gehe durch meinen Alltag, bestehe fort. Und bin trotzdem in meiner ganz eigenen Welt.

Bin einsam, sehe kein Licht - selbstgewählte Pein.
Je mehr Menschen um mich herum, desto weiter treibe ich fort. Desto mehr ziehe ich mich in Einsamkeit zurück. Desto tiefer verstecke ich mich. Mit jedem Wort verschwinde ich mehr, mit jedem lauten Geräusch entferne ich mich, verdrücke ich mich.
Nur wenn ich allein bin, stecke ich meinen Kopf aus meiner Hülle heraus, blicke um mich herum, sehe Licht, sehe Sonnenschein. Ich schaue in die Welt, bin nicht einsam, aber wohl allein.

Der Stacheldraht um mein Gefängnis bleibt. Mauern baue ich, Grenzen ziehe ich. Keiner darf hinein, wo ich am sichersten bin. Keiner darf sich nähern, wenn ich es nicht will. Und ich kann es nicht wollen.
Wünsche mir jemanden, der die Grenzen sprengt, über Mauern springt und die Zäune umgeht. Aber lasse doch niemanden hinein. Nicht in mein Reich, nicht in meine unangetastete Welt, nicht in das Versteck meines Wesens. Nicht in die Seele meiner Selbst.

Ich werde kleiner und kleiner, damit ich mich besser und besser verstecken kann. Damit ich nicht gesehen werde.
Unsichtbar, ein Knäuel nur. Versteckt, verbannt von mir selbst. Auf der Suche nach Sicherheit, eingesperrt, mit Angst vor der Flucht.

2 Kommentare:

  1. Schöner, nachdenklicher, aber zugleich sehr trauriger Text...

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  2. Mir gefällt der Text sehr,
    ich erkenne mich darin so gut wieder...

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