Freitag, 25. Mai 2012

Abspringen.

Meistens geht es mir so, dass das Leben nur an mir vorbeirauscht. Wie während einer Bahn- oder Autofahrt. Ich sitze im geschlossenen Raum und blicke nach draußen. Ich sehe Bäume, Menschen, Fristen, Termine auf mich zukommen und dann, wie das alles wieder an mir vorbeirauscht. Ich weiß, ich müsste vielleicht dies oder ich müsste vielleicht das erledigen. Aber wie? Ich kann nicht abspringen und ich kann mich nirgendwo draußen festhalten, denn ich bin gefangen, die Türen sind geschlossen.
Ich rase weiter durch die Welt, durch mein Leben. Alles zieht an mir vorbei. Manchmal erblicke ich Menschen am Straßenrand, die nett aussehen, mit denen ich gerne sprechen würde, aber es geht nicht ... ein Wort, und ich bin schon weiter.
Doch ich bin nicht wütend deswegen. Alles was ich spüre, ist diese tiefe Melancholie. Die verschwommenen Landschaften sehen so traurig und so inspirierend aus, im Auto ist es sicher und warm. Ich weiß, ich müsste etwas tun, aber fühlen kann ich's nicht.
Es wundert mich, wie schnell Termine und Fristen verstreichen, wie schnell alle Dinge Vergangenheit werden. Doch die Tage an sich strecken sich über viel zu viele Stunden.

Jetzt habe ich es geschafft!
Ich bin abgesprungen aus dem rasanten Flug durch's Leben. Ich habe eine Zusage für das Schulpraktikum. Ich habe mich um etwas gekümmert, noch vor der allerletzten Abgabefrist. Einfach von mir aus.
Der nach hinten verdrängte Gedanke im letzten Winkel meines Hinterkopfes hat sich bemerkbar gemacht. Er hat gesagt, dass auch er wichtig ist. Und ich habe es geschafft, auf ihn zu hören.

Ich bin mir sicher, der Fluss des Lebens wird weiter an mir reißen. Aber jetzt weiß ich: Ich kann doch abspringen.

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