Montag, 28. Mai 2012

Freiheit.

Oben bin ich frei. Oben in den Bäumen. Oben, wo außer Vögeln und Insekten kein Leben ist. Oben, wo ich auf mich allein gestellt bin. Wo die Herausforderung wartet, die mir zeigt, was ich schaffen kann. Die mir zeigt, wie stark ich sein kann. Die mir zeigt, wie weit ich kommen kann.
Dort, wo die nächsten Menschen 8 Meter unter mir stehen. Ich realisiere sie nicht. Ich will sie nicht realisieren. Ich will allein sein. Ich will Abstand.

Doch ich weiß, ich kann nicht ewig hier oben bleiben. Ich muss wieder runter. Niemand würde verstehen, dass die Luft hier oben viel schöner riecht, dass sich die Freiheit grenzenlos ausstreckt, dass mein Glück unbeschreiblich ist.
Also lande ich wieder. Auf dem Boden, auf dem Millionen andere Menschen auch stehen. Der Baum da oben gehörte mir ganz allein.
Doch nein, den Boden muss ich teilen. Und schnell bin ich umgeben von Menschen. Menschen, die sich mit mir unterhalten wollen. Menschen, die Erwartungen haben. Menschen, die mich einzwängen. Die mich wieder in den tiefsten Winkel meiner körperlichen Hülle zwängen.
Ich will das innere Ich nicht rauslassen. Es muss noch geschützt werden, ist selbst noch zu schwach. Nur wenn die nächsten Personen so weit weg sind, dass sie nicht schnell an mich rankommen, kann es ein wenig Licht schnuppern. Es kann Sonne spüren, Leben fühlen, Freiheit genießen. Genau wie ich.


Ich war heute im Klettergarten. Jetzt ist mein Ich wieder eingezwängt in mir, denn meine Familie ist so nah. Immer drücken sie meine Gefühle tiefer in meinen Körper, schlagen ohne körperliche Gewalt auf mich ein, stopfen, stopfen und stopfen.
Die Emotionen müssen weg, weg, weg! Bloß nicht zeigen! Bloß nicht zulassen!
Aber eine Hülle allein kann doch nicht leben.

Lasst mich frei!

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