Samstag, 31. August 2013

Steine im Weg.

"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

[Goethe]


Was aber, wenn die Steine so groß, so schwer sind, dass ich sie nicht heben kann? Wenn mit jedem Brocken, den ich entferne, eine neue Lawine auf mich herabstürzt?
Ich komme nicht weiter, überall ist mir mein Weg versperrt. Ich balanciere über die Geröllbrocken, sammle kleinere Kiesel auf und schmeiße sie beiseite, rolle die großen Felsen an den Straßenrand.
Manchmal denke ich mir auch: "Das reicht!" Dann nehme ich die Trümmer und staple sie zu Türmen, errichte mir Burgen, in denen ich mich eine Zeit lang verkriechen kann, Leben genießen kann. Ich konstruiere Denkmäler am Wegesrand, die für immer an meinen Kampf erinnern werden.
Aber dann muss ich weiter, ich muss weiter und die neue Lawine ergießt sich schon über meine Route. Ich habe keine Kraft mehr, bin von der letzten Anstrengung noch ganz schwach. Energielos schiebe ich ein paar Brocken zur Seite, dann muss ich mich setzen, muss Rast einlegen, ich kann nicht mehr. Also bleibe ich auf diesem Felstrümmer, verweile hier, unterbreche meine Reise. Vor mir sind nur Steine, nur Steine soweit das Auge reicht.
Über ein freies Wegesstück renne ich. Ich laufe, so schnell ich kann, laufe den fallenden Steinen davon. Doch es ist ausweglos, es ist nicht machbar, keine Chance. Sie zwingen mich in die Knie, ich stolpere über die Unebenheiten der Erde, schlage auf dem Grund auf, die Lawine von oben trifft mich und verschüttet mich unter sich. Ich bin am Boden, lebendig begraben, tonnenschweres Gewicht auf mir.
So viele Steine, ich könnte Luftschlösser aus ihnen errichten. Ich könnte Burgen bauen und Statuen erschaffen.
Was aber, wenn ich gar nichts bauen möchte, sondern einfach meinen Weg beschreiten, so geradeaus wie möglich?

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