Mittwoch, 22. August 2012

Freie Platzwahl.

Wir sitzen zusammen im Vierer.
Der Zug rauscht durch den Regen. Immer mehr nähern wir uns der Endhaltestelle. Wo wir aussteigen müssen. Wo ich weiter meinen eigenen Weg gehen kann. Worauf ich mich freue.
Ich fühle mich fremd bei euch.
Konzentriert betrachte ich mein Handy. Schreibe eine unheimlich wichtige SMS. Spiele unheimlich wichtige Spiele. Ich klammere mich fest an diesem Gegenstand. Er ist mein sicherer Anker, der mich in eurer Welt nicht untergehen lässt.
Ihr unterhaltet euch.
Ihr lacht.
Macht Späße.

Ich sollte meinen Platz räumen. Jemand anderes gehört dorthin.
Jemand, der sich mit euch unterhält.
Der mit euch lacht.
Späße macht.
Das würdet ihr nicht sagen. Wahrscheinlich denkt ihr das noch nicht mal.
Der einzige, der mich ausgrenzt, bin ich selbst.

Ich blicke mich im Zug um.
Dahinten ist noch ein Vierer mit Leuten aus unserem Kurs. Jetzt sehne ich mich in diesen, doch würde ich dort sitzen, würde ich mich genauso fremd fühlen.
Eine Zweier-Reihe könnte ich auch für mich alleine beanspruchen. Da könnte ich nicht in den Gesprächen, dem Leben untergehen. Auch würde ich mich nicht einsamer fühlen als mit euch neben mir. Trotzdem wäre es falsch, mich aus der Gruppe zu ziehen.

Also bleibe ich in eurem Vierer, lausche euren Gesprächen und Späßen und tue so, als wäre ich mit meinem Handy beschäftigt.

Ich blicke aus dem Fenster, beobachte, wie die dicken Regentropfen daran runterlaufen.
Endlos fallen.
Endlos frei sein.
Und dann der harte Aufprall, die Vereinigung mit anderen Tropfen, die den gleichen Weg hinter sich haben.
Vielleicht werde ich meinen Platz dort draußen finden.



"Es gibt einen Platz, den du füllen musst, den niemand sonst füllen kann, und es gibt etwas für dich zu tun, das niemand sonst tun kann."

[Platon]

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