Ich laufe durch die Stadt und besuche alte Orte. Orte, die für mich alt geworden sind. Die in Vergessenheit geraten sind.
Es sind nicht die großartigen Plätze. Keine Spannung steht dahinter. Keine Besonderheit.
Es sei denn, man war schon einmal da. Es sei denn, man verbindet etwas mit diesen Orten. Es sei denn, man erinnert sich.
Ich will mich erinnern.
Und deswegen suche ich sie auf. Finde Andenken in Belanglosigkeiten.
Im Supermarkt, in dem ich mit alten Freunden war, denke ich an vergessene Worte und verdrängte Gefühle. Ich stehe vor den Regalen und erinnere mich daran, wie wir überlegt haben, welches Gewürz wir kaufen sollten. Das billige oder das teure. Wie wir Zutaten für unser Menü in den Wagen gepackt haben, die Liste ordentlich abgearbeitet und trotzdem später noch einmal loslaufen mussten. Wie uns gesagt wurde, wir sollen uns doch ein Eis kaufen, und das vergessen haben. Wir sind noch einmal zurück in den Laden, es war dir unangenehm. Es war dir auch unangenehm, mit Menschen zu reden; ich habe an der Kasse bezahlt, ohne nachzufragen.
Und ich fahre die Buslinie ab, die wir früher so oft benutzt haben. Um in die Stadt zu kommen, zum Rumlaufen, zum Beinevertreten, zum Einkaufen. Und danach wieder zurück. Ich blicke aus dem Fenster und erinnere mich an Gespräche, die wir genau hier geführt haben, Menschen, denen wir genau hier begegnet sind. Ich denke daran, wie unsicher du beim Ticketkauf warst, wie du dir nicht merken konntest, was du sagen solltest. Und wie du nach mir einfach gesagt hast: "Ja, dahin will ich auch. Oder?!" Wie glücklich wir waren, dem Alltag zu entkommen und allein für uns zu sein. Wie schön unsere Ausflüge waren.
Ich setze mich in das kleine Café, in dem wir saßen und Kakao getrunken haben. Den du ausgegeben hast, weil du noch einen Gutschein hattest. Wie wir zu spät zum Treffpunkt kamen, weil wir vorher so lange in der Schlange standen. Und weil wir vorher so lange genau dieses Café gesucht haben. Wie wir uns Ausreden überlegt haben, die wir am Ende doch nicht brauchten. Keiner hat danach gefragt.
Der kleine Laden, in dem wir unsere Zeit verbracht haben, wenn es draußen zu kalt war, erinnert mich an Späße, die wir gemacht haben. Ich stehe vor den lustigen Dingen, die wir uns angeschaut haben. Vor den Dingen, die wir uns gewünscht haben. Und vor denen, die wir gekauft haben. Ich schaue mir die Poster noch einmal an, die wir zusammen durchgeblättert haben, und höre unsere Worte in meinem Ohr.
Als ich mich am Ende des Tages in die Bahn setze und nach Hause fahre, denke ich an die Momente, in denen ich genau diesen Weg angetreten bin. Mit genau demselben Ziel wie heute. Nur dass ich immer wieder zurückgekehrt bin. Bis auf einmal - das letzte Mal, dass ich dich gesehen habe. Das Ende meiner Zeit mit dir, mit euch. Das Ende der alten Zeit.
Ich blicke aus dem Fenster und fange fast an zu weinen. Im letzten Moment wandeln sich die aufkommenden Tränen in ein Lächeln.
Ich danke dir für diesen wunderschönen Tag. Auch wenn du nicht dabei warst.
Traurig.
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