Samstag, 1. Dezember 2012

Weihnachtsmänner mit Kinderaugen.

Vor 10 Jahren bin ich extra früh aufgestanden. Habe mir den Wecker gestellt und schon tagelang gierig gewartet. Mich darauf gefreut, das Geheimnis zu lüften und zu sehen, was hinter dem Türchen auf mich wartet.
Eine Schokoladen-Lokomotive oder vielleicht ein Schokoladen-Engel? Was wohl besser schmecken würde, das Auto oder der Weihnachtsmann?

Ich habe meine Wunschliste per Hand geschrieben. Kaum leserlich, aber die wichtigsten Dinge waren fett unterstrichen und farbig markiert.
Als Anlage lagen die aktuellen Playmobil- und Lego-Kataloge dabei. Mit einem Kreuzchen versehen alle Artikel, die der Liste noch hinzugefügt werden sollten. Es waren fast mehr Kreuze als Artikel.

Ich habe dem Tag entgegengefiebert, an dem wir endlich einen Tannenbaum kaufen würden. Ich war vorne mit dabei, wenn es ums Aussuchen ging. Den schönsten, den grünsten, den größten. Dass er nicht ins Wohnzimmer passen würde, störte mich nicht. Man könne doch ein Loch in die Decke sägen.
Über der Ecke des Raums befand sich mein Kinderzimmer, ich hätte die Spitze mit dem Stern bei mir im Bett gehabt. Die Argumente dagegen habe ich jahrelang nicht verstanden. Ich hätte doch aufgepasst, als wenn ich durch das Loch gefallen wäre?! Ich hätte Absperrband genommen, damit auch meine Freunde beim Spielen nicht im Wohnzimmer landen würden. Und im nächsten Jahr könnten wir den nächsten Baum hindurchstecken. Am besten einen noch größeren.
Am Ende wurde die Tanne unten abgesägt und passte haargenau in den Raum.

Ich wollte Kerzen anzünden, Kränze schmücken und das Haus dekorieren. Überall verteilte ich meine Kugeln, Weihnachtsmänner und Tannennadeln. Niemand durfte sie anrühren oder umsetzen, mein Konzept war durchgeplant und sinnig. Kein Figürchen stand alleine; sie sollten nicht einsam sein in der Weihnachtszeit. Grüppchenweise belagerten sie alle Zimmer des Hauses.

Tagelang lief ich mit Schoko-Mund durchs Haus. Allen Weihnachtsmännern und Nikoläusen wurde der Kopf abgebissen, die Körper sammelten sich unangetastet.

Heute freue ich mich alleine auf Weihnachten. Und vermisse den kleinen Jungen, der fröhlich gute Laune verbreitet.

2 Kommentare:

  1. Ich weiß ich kann hier kommentieren so viel ich will und ich werde doch niemals in Worte fassen können wie mich deine Texte berühren.

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  2. Du zauberst mir ein lächeln aufs Gesicht. ♥

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