Dienstag, 12. Juni 2012

Du auf der Klippe.

Du stehst auf einer Klippe. Unter dir ist kein Wasser. Unter dir ist keine Schlucht. Unter dir ist Nichts. Ungewissheit. Leere. Du weißt nicht, was passieren wird. Du weißt nicht, wo du landen wirst. Du weißt nur eins: Du musst springen.
Von hinten wirst du langsam aufgefressen. Das personifizierte Falsche nagt an dir. Es baut alle deine Zellen ab. Deine Gefühle und das Körperliche. Alles schwindet.
Aber davor hast du keine Angst. Du kennst sie, die Falschheit. Dein Leben lang hast du schon mit ihr verbracht. Ihr seid vielleicht nicht die besten Freunde, aber ihr kommt miteinander aus. Du fühlst dich nicht gänzlich unwohl in ihrer Gegenwart, aber dieser an dir zehrende Gedanke, dass das alles nicht richtig ist, lässt dich verzweifeln.
Du spürst, wie die Falschheit immer tiefer in dich eindringt. Auch von innen an dir herumknabbert. Du musst dich lösen, du musst!
Nur der grausame Sprung in das Undefinierbare kann dein Leben retten.
Kann! Aber nichts ist vorhersehbar an dieser Klippe des letzten Schrittes.

Tag für Tag kämpfst du dich weiter nach vorne an den Abgrund, der vielleicht unendlich weit nach unten führt. Du freust dich über jeden Schritt, aber mit diesen wächst auch die Angst. Die Angst vor dem, was am Ende noch kommen mag.

Und jetzt stehst du da. Merkst, dass deine Füße das Ende vom sicheren und bekannten Halt erreicht haben. Du spürst, wie dein Herz pochst. Hörst es. Merkst, wie sich alles in dir verkrampft. Dein Bauch tut weh. Er will nicht. Dein Körper weht sich gegen das drohende Nichts. Du wehrst dich. Du hast Angst. Grenzenlose Angst. Unbeschreibliche Angst. Angst vor dem Ungewissen. Angst vor Nichts.
Was wird wohl passieren? Wo wirst du wohl landen? Was werden die anderen tun? Was wird da auf dich warten?
Fragen über Fragen. Chaos im Kopf. Du kannst keinen klaren Gedanken fassen. Alles dreht sich. Alles hämmert in dir. Herzen. Gedanken. Willst nicht. Kannst nicht. Aber musst!

Und dann springst du.

Ungewissheit.

Erwarten.

Sie fangen dich! Sie sind alle da! Freuen sich! Sind bei dir!
Du bist nicht allein.
Sie greifen nach dir.
Sie geben dir Wärme. Und Liebe. Alles.
Das, was du immer wolltest.

Die ganze Angst ... umsonst!

Du hättest schon viel früher springen können.
Aber auch das "hätte" macht nichts mehr aus. Der Moment zählt. Es ist schön! Es kann so weitergehen! Das ist der richtige Weg!
Du lebst.
Ehrlich.

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