Dienstag, 27. November 2012

Es lauert im Dunkeln.

Die Uhr zeigt immer spätere Zeiten an, die Zahlen der im Chat Anwesenden werden immer kleiner, meine Augen immer schwerer.
Ich sitze auf meinem Bett, aber schalte das Licht nicht aus.
Ich könnte sofort einschlafen, aber ich schließe die Augen nicht.

Weil ich Angst davor habe, unter das Bett zu schauen, in Erwartung, dort ein Monster anzutreffen.
Angst davor, den Vorhang zu bewegen, hinter dem ich Messerstecher vermute.
Angst vor den Geistern in meinem Schrank.

Nur dass die Fantasiegeschöpfe meiner Kindheit nicht mehr existieren:

Das Monster unter meinem Bett besteht aus Gedanken, die sich mir aufdrängen, wenn ich die Augen schließe.
Nicht den Schmerz des Messers, das hinter meinem Vorhang herschnellt, fürchte ich, sondern den Schmerz in mir, der im Dunkeln nur noch deutlicher wird.
Geister wurden zum Sinnbild meiner Befürchtungen; sie dringen in meinen Geist ein und erinnern mich immer wieder daran, was ich zu verlieren habe, was ich erreichen muss.

Und so vertreibe ich die Dunkelheit mit offenen Augen und hellem Licht. Die Angst vorm nächsten Tag immer spürbar; das Wissen um die Müdigkeit am Morgen und den Kampf, aufzustehen, zu funktionieren und zu leben.

Mit jeder Minute, die ich wach das Einschlafen fürchte, steigt die Wahrscheinlichkeit liegenzubleiben. Und den Schlaf im Hellen nachzuholen, der mir im Dunkeln verwährt bleibt.

2 Kommentare:

  1. Super Text...klasse beschrieben.

    Gedanken im Dunkeln sind furchtbar, alles wirkt irgendwie schlimmer, als es eigtl. ist..

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  2. Du bist ein Genie.
    Und ein Wunder, irgendwie.

    Danke für deine Worte. Von dir bedeuten sie mir wirklich besonders viel.

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