Mittwoch, 5. Juni 2013

Animum debes mutare.

Flucht ist so befreiend. Flucht ist so herausfordernd. Schön.
Und doch so ungewiss und flüchtig. Feige und unkorrekt.

Wir vergessen die Realität und errichten uns Welten mit Schlössern und Burgen. Wir träumen von der großen Liebe, von Prinzen und Traumfrauen, vom ewigen Leben, vom Retter - vom allumfassenden Sinn des Lebens.
Wir ziehen uns in uns selbst zurück. Wir trinken und bestechen die Welt mit realitätsgetreuen Halluzinationen. Wir vergessen und verdrängen, lassen nichts an uns heran.

Und dann nehmen wir die Beine in die Hand und laufen.
Wir laufen davon, rennen durch Berge und Täler, an Flüssen entlang, durch Sturm und Sonnenschein - auf der Suche nach dem Paradies hinter dem Regenbogen.
Wir machen uns was vor und verkaufen uns für blöd. Wir flüchten selbst vor unserer Flucht. Laufen immer schneller, um den Schatten zu entkommen, die in uns wohnen.
Wir sind zu langsam. Wir flüchten vor der Angst. Doch die reist mit uns.

3 Kommentare:

  1. Mal wieder ein toller Text! :)
    Und gut gemacht, wörtlich haben Überschrift und Text ja gar nichts miteinander zutun (hab ich das verständlich ausgedrückt?! oO)

    Aber ich persönlich will gar nicht ewig leben. Da fehlt mir doch der Antrieb, überhaupt noch irgendwas zu tun, ich hab ja noch ewig Zeit. Das wäre doch voll langweilig. Ich glaube, der Antrieb unseres Tuns ist der Tod, die Begrenztheit. Memento mori und so^^

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, das mit der Überschrift stimmt. Allerdings ist die Überschrift nur ein Satzteil von Seneca. Ganz heißt der Satz: "Animum debes mutare, non caelum."
      In dem Brief geht es darum, dass man vor seinen Fehlern nicht fliehen kann, weil man sie immer mitnimmt - egal, wohin man geht. Daher ist der Satz eben in dem Sinne gemeint, dass man sich selbst und nicht die Umgebung ändern muss.

      Ja. Das wäre dann möglicherweise ein anderer Text, in dem man auf "memento mori" eingehen könnte :D

      Löschen
    2. Achso, was du alles weißt! Ist ja interessant. Und es stimmt, finde ich.
      Ich habe den Satz bei google eingegeben, um herauszubekommen, zu welchem Brief der Satz gehört :D Und siehe da: Es ist einer der wenigen Senecatexte in unserem Buch, die wir nicht übersetzt haben. Ich glaube, den übersetze ich bald mal :D Sonst komme ich noch aus der Übung!

      Ja, könnte man. Wahrscheinlich sogar sehr philosophisch und ausführlich ;)

      Löschen