Donnerstag, 20. Juni 2013

Der Prozess der Gewalten.

Es regnet schon seit Stunden. Die Wassermassen verwandeln die Straße vor meinem Fenster in einen reißenden Fluss.
Ich blicke nach draußen und sehe die Regentropfen fallen - erleuchtet von Blitzen, die über den Himmel zucken. Sie verwandeln die nächtliche Dunkelheit in eine taghelle Szenerie. Immer wieder.
Der Donner begleitet das Schauspiel. Wie Paukenschläge lässt er Häuser erzittern und die Bewohner mitten in der Nacht aufschrecken.
Niemand soll schlafen. Niemand soll weggucken.
Alle sollen es sehen. Sie sollen sehen, wie ihre Straßen in tosendem Wasser verschwinden. Wie der Regen die Erde wäscht - vom Schweiß des Sommertages, vom Gestank der Menschen, der in allen Gassen hängt. Alles wird weggetrieben - die Lügen des Tages, den Verrat, die Ungerechtigkeiten.
Im verzerrten Licht der Blitze beobachten die Menschen das Schauspiel der Natur. Doch nur die wenigsten interessieren sich dafür. Sie legen sich in ihre Betten und pressen Kissen auf ihre Ohren, um das zornige Grollen des Donners und das wütende Prasseln des Regens zu überhören.
Wir werden angeklagt in dieser Nacht. Aber kaum jemand nimmt an der Verhandlung teil.

3 Kommentare:

  1. Du schreibst so schön! :)
    Ich glaube, abgesehen von E-Mail und facebook werde ich deinen Blog am meisten vermissen :)

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  2. Ich liebe so ein Wetter ♥

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