Montag, 24. Juni 2013

Rot und grün.

Mein Finger schwebt über dem grünen Kopf. Deine Nummer leuchtet mich vom Display an. Ich merke, wie ich anfange zu schwitzen, wie meine Hand anfängt zu zittern.
Nervös trete ich von einem Fuß auf den anderen. Ich atme tief ein, schließe die Augen. Versuche, mich zu beruhigen.
Doch es funktioniert nicht. Ich bleibe unruhig, aufgekratzt. Ich habe Angst. Mir wird heiß. Ich trete schneller von einem Bein auf das andere.
Das Telefon liegt schwer und heiß in meiner Hand. Ich lasse meinen Arm sinken und lege es auf das Fensterbrett. Hüpfe zweimal, laufe durch mein Zimmer. Von einer Wand zur anderen. Sechs schnelle Schritte. Hin und her. Hüpfe wieder. Schüttele mich. Ich versuche, alles abzuschütteln. All die Anspannung, all die Nervosität, all die Übelkeit, die in mir aufsteigt.
Ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen und laufe zur Tür. Als meine Hand das kalte Metall der Türklinke berührt, bleibe ich wie angewurzelt stehen.
Ich erstarre. Wie zu Eis erfroren.
Nein.
Ich werde jetzt nicht gehen. Ich werde die Tür nicht öffnen. Ich werde nicht flüchten. Dieses Mal nicht.
Also schlucke ich den bitteren Geschmack in meinem Mund herunter und stelle mich wieder ans Fensterbrett. Nehme den Hörer wieder in die Hand. Spüre wieder den Schweiß auf meinen Händen.
Ich blicke auf deine Nummer. Auf die Knöpfe. Und drücke auf den roten Knopf.
Aus.

Mein Blick schweift aus dem Fenster. Auf die Regentropfen, die leise vom Himmel fallen. Die Bäume, die ruhig im Wind tanzen. Die Häuser der Nachbarn, die wie Felsen in der Brandung stehen. Ich habe das Gefühl, als wären die Fenster Augen, die mich beobachten. Die mich mit bösen Blicken strafen. Ich halte dem nicht stand und wende mich ab.
Jetzt blicke ich auf die Tür. Die verschlossen ist. Und die ich nicht mehr öffnen wollte. Nicht bevor ich dich angerufen habe.
Ich laufe auf sie zu. Auf die braune Wand mit der goldenen Klinke. Vier Schritte. Meine Hand kracht dröhnend gegen das Holz. Vier Schritte zurück. Meine Hand greift das Telefon.
Ich muss es tun und wähle deine Nummer. Erneut. Erneut blickt sie mich auffordernd vom Display an. Ruf mich an! Wähl mich! Sprich mit mir!
Das Zittern breitet sich auf meinen gesamten Körper aus. Ich kann den Hörer kaum mehr halten. Lehne mich gegen das Fensterbrett. Schließe die Augen.
Und reiße sie dann wieder auf. Stampfe mit dem Fuß auf den Boden. Beiße die Zähne zusammen.
Und presse meinen Daumen auf den grünen Knopf.
Tut.
Hoffentlich geht keiner ran.
Tut.
Es ist keiner da.
TUT.
Ich hab's probiert, lege sofort wieder auf.
"Hallo?"
Scheiße.

Nach 3 Minuten und 47 Sekunden drücke ich mit allerletzter Kraft auf den roten Knopf. Ich kann nicht mehr. Meine Beine geben nach. Ich sinke zu Boden. Lege mich hin. Kann nie mehr aufstehen.
All die Anspannung fällt von mir ab. Alles löst sich in Luft auf. Alles schwindet. Und ich schwinde mit.

Ich robbe zu meinem CD-Player und drücke auf Play.

Tell me when I'm gonna live again
Tell me when this fear will end
Tell me when I'm gonna feel inside
Tell me when I'll feel alive

[Skillet]

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