Sonntag, 25. November 2012

Ende der Sprache.

Ich rede und rede und rede. Benutze verschiedene Worte, neue Satzstrukturen, diverse Ansätze, immer mit derselben Botschaft.
Ich teile dir etwas mit. Und du glaubst mir nicht.
Egal, was ich sage, es kommt nicht bei dir an. Du hältst es für eine Lüge. Oder nimmst es nicht ernst.
Lässt die Worte einfach so stehen, die ich mir genau überlegt habe. Nimmst sie nicht in dir auf, denkst nicht über sie nach. Sie bleiben einfach so - ausgesprochen, aber nicht zielführend.

Was soll ich denn noch tun, wenn die Worte nicht mehr reichen?
Was soll ich tun, wenn alle Möglichkeiten der Sprache erschöpft sind?
Wenn ich festhänge, in Phrasen und feststehenden Wortgefügen?

Was für ein Wort soll ich benutzen, wenn "danke" nicht mehr ausreicht, weil es nach jeder Kleinigkeit gesagt wird?
"Wie geht's dir?" erwartet doch eh keine Antwort, aber was soll ich fragen, wenn ich es wirklich wissen will? Wie kann ich meinen Satz von dem Allgemeinen unterscheiden, wenn ich doch in denselben Worten gefangen bin?
"Ich liebe dich" sagt nicht aus, was ich fühle, weil doch im Internet plötzlich jeder jedem "ild" schreibt.
Und mein "mir geht es schlecht" geht unter zwischen Bauchschmerzen, Liebeskummer nach einer Woche Beziehung und Beste-Freundin-Zickereien.

Mit Gesten und mit Mimik versuche ich meine Absichten deutlich zu machen, mich von den Phrasen abzuheben. Aber klappt das immer? Sind solche Sätze nicht schon so eingebrannt, dass danach ganz automatisch geantwortet wird?

Ich will etwas Besonderes sagen. Ich will etwas Besonderes sein. Ich will, dass du ganz besonders darüber nachdenkst und nicht in automatisierter Routine reagierst.
Aber es scheint so ausweglos.

Du nimmst auch weiterhin nicht ernst, was ich sage. Und das frustriert.
Warum sollte ich aussprechen, was ich nicht so meine? Warum sollte ich mich mit inhaltslosen Antworten abgeben, wenn ich mir die Mühe mache und in Worte fasse, was ich denke?

Wir unterhalten uns. Wir kommunizieren. Mit Worten, mit Sätzen. Mit Sprache.
Wir nutzen sie täglich. Und wir nutzen sie ab. Wandeln sie um, wandeln sie ab.
Und plötzlich merken wir: Was ich sage, sagt gar nichts mehr aus.
Das, was ich sagen will, dafür gibt es kein Wort, keinen Satzbau; nicht umzusetzen in die allgemeine Form, weil es dafür zu persönlich ist.

2 Kommentare:

  1. Klasse Text!
    So unglaublich wahr und so berührend, weil so viel Wahrheit in ihm steckt. Weil's einfach die komplette Wahrheit ist!

    Ich danke dir recht herzlich dafür! :)

    Hab dich lieb <3

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  2. Berührend und traurig zugleich. Dein Text ist ein wahres Kunstwerk. Nein, keine Kunst. Das wird dem nicht gerecht, was dein Text ausdrückt! Kunst ist künstlich, irreal, gespielt oder kopiert. Dein Text ist wahr, ehrlich und bewegend. Danke dafür!

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